08.10.2018    1 Bild 1 Dokument

Gewerbe & Handwerk: Es läuft gut, der Gipfel ist aber überschritten - und Obmann Franz Jirka fordert mehr Power für die "Meister"

Die Zahl der Lehranfänger steigt und die Konjunktur ist "noch" auf einem Allzeithoch. Für die Meister fordert Obmann Jirka die endgültige Gleichstellung mit der schulischen Ausbildung.
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Gewerbeobmann Franz Jirka (Mitte), Johannes Huber (Leiter Bildungsabteilung der WK Tirol, li.) und Stefan Garbislander (Leiter Wirtschaftspolitik und Strategie, re.).

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"Ein super Ergebnis, ein All-time-high", fasst Gewerbeobmann Franz Jirka mit einem Satz den Konjunkturbericht für das 3. Quartal im Tiroler Gewerbe & Handwerk zusammen. In Zahlen ausgedruckt liest sich das Ergebnis so:
  • 39 Prozent der Betriebe sind mit der aktuellen Geschäftslage sehr zufrieden
  • 52 Prozent mit "saisonüblich"
  • nur 9 Prozent mit "schlecht"
Auftragseingänge und Umsätze haben sich im 1. Halbjahr mit einer Steigerung von 1,4 Prozent ebenfalls deutlich positiv und über dem Österreichdurchschnitt entwickelt. 

Bau profitiert vom Immobilienboom

Sehr gut laufen die Geschäfte derzeit im Bau, Baunebengewerbe, in den Branchen Holz und Kunststoff, Mechatronik und Kfz. "In den investitionsgüternahen Branchen läuft es besonders gut", bestätigt Stefan Garbislander, Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik & Strategie in der Tiroler Wirtschaftskammer. Der Grund liegt auf der Hand. "Diese Branchen profitieren besonders vom Boom auf dem Immobilienmarkt."

Der Höhepunkt der Hochkonjunktur ist aber eindeutig überschritten. "Es beginnt sich einzutrüben", sagt Jirka und ergänzt, "wir sind noch immer auf einem sehr hohen Niveau, es besteht aber kein Grund zur Panik."

Risken werden größer und liegen vor der Haustür

Die Risken rund um den Aufschwung mehren sich aber. Die größten Gefahren sind der herrschende Fachkräftemangel, die Schuldenprobleme in Italien, dem drittgrößten Handelspartner, und die Unsicherheit in den USA und Großbritannien (Brexit). "Fachkräfte zu finden, wird immer mehr zu einem riesigen Problem für uns. Viele Betriebe müssen Aufträge ablehnen, weil sie nicht genügend Personal haben", weiß Jirka aus der Praxis der Unternehmen. Eine aktuelle Befragung bestätigt: für 41 Prozent der Betriebe hat sich die Verfügbarkeit von Fachkräften in den letzten zwölf Monaten eindeutig verschlechtert.

Lehre hat einen Wert: Deutliches Plus bei Lehranfängern

1.700 Jugendliche haben im Herbst eine Lehre im Gewerbe & Handwerk begonnen. Eine Steigerung von 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. "Für uns sind das ganz fantastische Neuigkeiten", freut sich Franz Jirka, "die Lehre hat wieder einen Wert!".

Die verschiedenen Maßnahmen zur Modernisierung und Attraktivierung der Lehre haben gefruchtet. "Das ist nach den schwierigen Jahren die dritte Steigerung in Folge. Wir wollen aber weiter nach oben und die Marke von 2.000 Lehranfängern erreichen."

Meister: Gipfelsieg bei NQR-Einstufung

Im Bereich Ausbildung ist dem Gewerbe in der letzten Zeit noch mehr gelungen. Jirka dazu: "Wir haben es geschafft, den Meister beim Nationalen Qualifikationsrahmen auf Stufe 6 zu heben. Der Meister hat damit den gleichen Wert wie der Bachelor." Für Jirka ist das vor allem ein Thema der Wertschätzung dem Handwerk gegenüber. "Unsere Lehrlinge und Meister können stolz auf ihre Ausbildung sein!"

Die NQR-Einstufung ist für Jirka aber nur ein erster Schritt. "Jetzt geht es um die Angleichung der Ausbildungskosten zwischen schulischer und betrieblicher Ausbildung und um die Durchlässigkeit, also die Möglichkeit mit dem Meister-Titel in der Hand auch eine Universität besuchen zu können."

Ausbildungskosten: eklatanter Unterschied

Die Meisterprüfung ist in allen Belangen die "Krone" der Ausbildung im Gewerbe und Handwerk. Anders als etwa Studenten, müssen die Meister selbst für die Ausbildung aufkommen. "Das sind im Schnitt Kosten von mehr als 8.000 Euro", weiß Johannes Huber, Leiter der Bildungsungsabteilung in der Tiroler Wirtschaftskammer. Zum Beispiel können sich bei den Installateuren die Kosten auf mehr als 11.000 Euro summieren. "Im Vergleich zu den Studierenden ist das ein eklatanter Unterschied", sagt Jirka. "Deshalb fordern wir die Angleichung an die schulische Ausbildung!"

Kann viel, darf weniger

Die zweite Forderung Jirkas bezieht sich auf die Durchlässigkeit des Bildungssystems. "Unsere Meister können sehr viel: sie haben einen Top-Ausbildung, sind kompetent, können Unternehmen gründen oder Mitarbeiter führen. Eines dürfen sie aber nicht: studieren. Das müssen wir dringend ändern!"

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Mehr Selbstbewusstsein und Power für die Meister
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