Frau in der Wirtschaft fordert bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie Martina Entner: „Jetzt Kinderbetreuung und Elementarbildung stärken.“ Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für viele Menschen ein täglicher Balanceakt. Viel Flexibilität und Organisationsaufwand sind notwendig, um zwischen Arbeit und familiären Verpflichtungen zu jonglieren. Denn das Ziel einer familienfreundlichen Berufswelt ist noch immer nicht erreicht. Qualitätsvolle Kinderbetreuungsangebote sind nach wie vor nicht flächendeckend vorhanden. „Die eigenen Kinder gut und ausreichend betreut zu wissen, ist der Schlüsselfaktor, um Beruf und Familie vereinbaren zu können. Nur ein flächendeckender Ausbau verhindert, dass wir hier EU-weit den Anschluss verlieren und nicht im veraltenden Denken hängen bleiben“, fordert FiW-Landesvorsitzende Martina Entner. Die Corona-Krise hat erneut die große Bedeutung der Kinderbetreuung und Elementarbildung für Gesellschaft und Wirtschaft gezeigt. Die Tiroler Wirtschaftskammer mit den Sozialpartnerinnen und der Industriellenvereinigung zieht hier an einem Strang: „Wir stehen für eine breit ausgebaute und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung und Elementarbildung, um den Lebens- und Wirtschaftsstandort für die Zukunft zu gestalten“, erklärt Entner. Die Zukunft eines Landes hängt von den nächsten Generationen ab. Einer der zentralen Faktoren dafür, um Familie und Beruf zu vereinen, sind Öffnungszeiten und Flexibilität von Betreuungseinrichtungen. „Beides ist in Tirol gelinde gesagt ausbaufähig, vor allem im ländlichen Bereich. Während etwa im Handel Öffnungszeiten stetig ausgebaut werden, bleiben Betreuungsangebote – vor allem für die Altersgruppe 0-3 Jahre oder im Hort-Bereich – auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau“, so die FiW-Landesvorsitzende und fügt hinzu: „Investitionen öffentlicher Mittel in den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen haben einen hohen Beschäftigungseffekt und tragen gleichzeitig zu besseren Erwerbschancen von Frauen und Bildungskarrieren von Kindern bei. Zudem stärken sie den ländlichen Raum, denn neben der Verfügbarkeit von attraktiven Arbeitsplätzen, insbesondere für gut gebildete Frauen, ist die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein wichtiger Faktor, um Abwanderung entgegen zu wirken. Auch die lokale Nachfrage wird durch den Ausbau von Kinderbetreuung erhöht.“ Es braucht gemeinsame Anstrengungen und Kooperationen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden: “Im Jahr 2019 wurden österreichweit 27,6 Prozent der unter 3-jährigen Kinder in Kindertagesheimen betreut. Neben Wien mit 44 Prozent übertraf nur noch das Burgenland (34 Prozent) das Barcelona-Ziel von zumindest 33 Prozent Betreuungsquote.“ Und fügt hinzu: “Dabei ist Kinderbetreuung eine Win-win-Situation für die ganze Familie: Eltern können ihrer Beschäftigung nachgehen und die Kinder sind – mit einer hohen elementarpädagogischen Qualität – in Betreuung und werden gefördert.“ Eltern in Tirol brauchen die Sicherheit, sich auf einen (Klein-)Kinderbetreuungsplatz verlassen zu können, wenn sie diesen wollen und brauchen. Frau in der Wirtschaft gemeinsam mit den Sozialpartnerinnen und IV fordern deshalb: • Flächendeckende, flexible und leistbare Kinderbetreuung mit ausreichend vielen Plätzen – insbesondere für Unter-3-Jährige. Dafür braucht es auch die organisatorischen und personellen Ressourcen • Vereinbarkeit der Öffnungszeiten mit einer Vollzeitbeschäftigung der Eltern – auch im Hinblick auf die Zahl der Schließtage • Mehr Betreuungsangebote durch Tageseltern als wichtige Ergänzung, etwa zu Randzeiten oder an Wochenenden • Gesicherte elementarpädagogische Betreuungsqualität neben dem quantitativen Ausbau der Kinderbetreuungsplätze • Ein gesellschaftliches Umdenken und das Wahrnehmen der Chancen, die eine qualitative Kinderbetreuung im Sinne der hohen Relevanz frühkindlicher Bildung bietet. Eltern sollen in einer modernen Gesellschaft die Möglichkeit haben, ihr Kind/ihre Kinder in Betreuung zu wissen, ohne sich rechtfertigen zu müssen • Ferienbetreuung auch für Schulkinder für zumindest 6 Wochen - leistbar und in ganz Tirol „Familien- und Frauenfreundlichkeit liefert nachweislich bessere unternehmerische Ergebnisse, wenn sie konsequent umgesetzt und gelebt wird. Dieses Thema zu ignorieren ist daher aus unternehmerischer Sicht unverantwortlich“, so Landesvorsitzende Martina Entner. Für Frau in der Wirtschaft braucht es deshalb einen mittelfristigen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem 1. Geburtstag, für jene Familien, die dieses Angebot brauchen und wollen. „Dieser muss in der Praxis auch einlösbar sein. Dafür braucht es vor allem für Kleinkinder mehr Plätze und insgesamt bessere Öffnungszeiten. Um den Ländern und Gemeinden für die Umsetzung Planungssicherheit sowie ausreichend Zeit für die fundierte Ausbildung der künftigen Pädagoginnen und Pädagogen zu geben, braucht es eine Übergangsphase. Der Rechtsanspruch soll daher in zwei Etappen erfolgen, und zwar ab Herbst 2023 ab dem 2. Geburtstag gelten und ab Herbst 2025 ab dem 1. Geburtstag des Kindes. Die täglichen und jährlichen Öffnungszeiten müssen so gestaltet sein, dass sie eine Vollzeitarbeit für beide Eltern ermöglichen“, erklärt Entner die Situation in der Kinderbetreuung. Frau in der Wirtschaft mit den weiteren Sozialpartnerinnen und Industriellenvereinigung bekennen sich zu einer bedarfsorientierten, flächendeckenden, flexiblen sowie leistbaren Kinderbetreuung und hochwertigen Elementarbildung als unverzichtbare Zukunftsbereiche. Deshalb setzen sie sich gemeinsam für Investitionen und nachhaltige Verbesserungen ein.