Massiver Kostendruck im Gewerbe und Handwerk macht Preisgleitungen alternativlos Fixpreise sind in wirtschaftlich stabilen Zeiten ein faires Instrument. In Zeiten explodierender Rohstoff- und Energiepreise werden damit gesunde Betriebe in rote Zahlen getrieben. Die einzige Lösung sind Gleitpreisklauseln. Seit zwei Jahren kämpfen zahlreiche Branchen im Gewerbe und Handwerk mit erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die Pandemie verursachte auf der einen Seite laufende Personalausfälle und Lieferverzögerungen, auf der anderen Seite brachten explodierende Rohstoffpreise so manche Kalkulation an den Rand der Rentabilität – und darüber hinaus. Mit der Folge, dass zahlreiche Betriebe trotz guter Auftragslage Verluste schrieben. „Vor allem Metalltechniker, aber auch der Holzbau oder das Baunebengewerbe leiden massiv unter stark gestiegenen Stahl-, Holz- und Dämmstoffpreisen. Häufig mussten die Betriebe bislang aufgrund der standardmäßig vereinbarten Festpreise diese Schwankungen 'schlucken', auch wenn sich so mancher Auftrag nicht mehr rechnete“, erklärt der Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk, Franz Jirka. Unberechenbare Rohstoffmärkte Alle hofften, dass das Frühjahr endlich Entspannung bringen würde. Doch der Ukraine-Krieg dreht die Preisspirale bei Rohstoffen weiter nach oben, dazu kommen noch massive Steigerungen bei Energie. „Das bedeutet für viele rohstoffbeziehende bzw. -verarbeitende Unternehmen eine existenzbedrohende Situation. Die Rohstoffmärkte sind kaum mehr berechenbar, was auch Fixpreise ad absurdum führt. Bei manchen Roh- und Baustoffen kommen Betriebe ohne Gleitpreisklauseln in Zukunft nicht mehr aus“, betont Jirka. Rechtlich ist in bestimmten Fällen (Stichwort „Höhere Gewalt“) eine Vertragsanpassung bzw. -auflösung sogar bei bestehenden Verträgen möglich. Auch bei öffentlichen Aufträgen und Aufträgen gemeinnütziger Wohnbauträger ist eine Preisgleitung dringend erforderlich, unterstreicht der Landesinnungsmeister der Metalltechnikbetriebe, Christian Dollinger. Das würde bedeuten, dass bei der Angebotslegung zwar die Arbeitsleistung zum Festpreis angeboten wird, für derzeit unkalkulierbare Materialkosten aber ein internationaler Großhandelspreisindex herangezogen wird. „Das wäre für alle Seiten die gerechteste Lösung“, so Dollinger. Mehrbelastungen aufteilen Parallel dazu braucht es Entlastungsmaßnahmen seitens der Politik. Das betrifft Förderungen für extrem belastete Branchen, eine Senkung der Steuerlast und eine Strompreiskompensation für energieintensive Betriebe, um nur einige Möglichkeiten zu nennen. Fest steht, dass sich die aktuell außergewöhnliche Lage nicht mit den über Jahre gewohnten Instrumenten bewältigen lässt. „Die enormen Belastungen müssen auf mehrere Schultern verteilt werden und von der öffentlichen Hand, den Betrieben und den Kunden gemeinsam gestemmt werden. Sonst geht unseren Firmen und den damit verbundenen Arbeitsplätzen die Luft aus“, warnt Jirka.