Was die Tiroler Wirtschaft nach der Landtagswahl wirklich braucht Die WK Tirol hat anlässlich der Landtagswahl Prioritäten und Vorschläge der Tiroler Wirtschaft für die kommende Legislaturperiode ausgearbeitet. Das Wirtschaftsprogramm „Weichenstellung für die Zukunft Tirols“ wurde heute in einer gemeinsamen Pressekonferenz aller Fraktionen der WK Tirol vorgestellt.  Die Wirtschaftskammer Tirol hat in Zusammenarbeit mit allen Branchen, Bezirken und wahlwerbenden Gruppen ein umfassendes Wirtschaftsprogramm für die Jahre 2022 bis 2027 erstellt. Das Wirtschaftsprogramm „Weichenstellung für die Zukunft Tirols“ umfasst sämtliche relevanten Bereiche und gliedert sich in die fünf Kapitel Wirtschaftsstandort, Energie, Klima und Nachhaltigkeit, Raum- und Bauordnung, Arbeitskräfte und Qualifizierung sowie Verkehr. „Die kommende Legislaturperiode ist ausschlaggebend dafür, ob Tirol die Energie– und Klimawende schafft“, so WK-Präsident Christoph Walser, „wir haben jetzt die große Chance, unseren Wirtschaftsstandort durch eine konsequente Ausrichtung in Richtung Dekarbonisierung, Nachhaltigkeit und Regionalisierung zukunftsfit zu machen.“ Dazu bedarf es unter anderem maßgeschneiderter Förder- und Unterstützungsprogramme. „Die Wirtschaftskammer Tirol tritt für eine Tiroler Dekarbonisierungsförderung als niederschwellige Ergänzung zu den verfügbaren Bundesförderungen ein. Und es ist jetzt höchste Zeit, das Potenzial der Tiroler Wasserkraft intensiv zu nutzen“, forderte Walser. Der Sprecher der Grünen Wirtschaft, Michael Carli, erklärte, dass die akute Energiekrise und die dramatischen Klimaveränderungen den Handlungsbedarf mehr als sichtbar machen. „Die Landespolitik muss jetzt klare Signale setzen“, forderte Carli. Dazu gehört unter anderem eine systematische Energie- und Wärmeraumplanung in allen Gemeinden, die Überarbeitung des „Tiroler Windatlas“ zur Nutzung der Windkraft, Erleichterungen bei den Anzeige- und Bewilligungspflichten für Fotovoltaikanlagen sowie die Unterstützung von Erneuerbaren Energiegemeinschaften und Bürger-Energiegemeinschaften. Im Bereich Mobilität braucht es den Ausbau und die Förderung eines flächendeckenden Angebots an E-Ladestationen. Eva Beihammer, Sozialdemokratischer Wirtschaftsverband, betonte, dass der Arbeits- und Fachkräftemangel eine der größten Herausforderungen für die Tiroler Betriebe darstellt. „Jetzt geht es darum, verfügbare Potenziale zu aktivieren. Eine wirksame Landesinitiative in diesem Bereich muss die Arbeitsmarktstrategie 2030 konsequent umsetzen und wirksame Schwerpunkte setzen“, so Beihammer. Dazu gehören Unterstützungen bei der Lehrausbildung, Maßnahmen zur besseren Arbeitsmarktintegration von zugewanderten Personen, die Erweiterung der Kinderbetreuungsangebote, die Unterstützung und Förderung neuer Beschäftigungsmodelle, gesundheitliche Prävention in den Betrieben sowie gezielte Aus- und Weiterbildung.  Für Manfred Lechner von der Fachliste der Tiroler Industrie muss dieLandespolitik Impulse setzen, um die Wettbewerbsfähigkeit Tirols zu erhalten und auszubauen. „Die Digitalisierung stellt einen wesentlichen Zukunftsfaktor dar. Programmierung ist die Kulturtechnik von morgen. Daher braucht es einen Schwerpunkt „Automatisierung“ im Rahmen der Tiroler Wirtschaftsförderung“, so Lechner. Parallel dazu müssen die erfolgreichen Tiroler Programme „Digitalisierungsförderung“ und „digital.tirol KMU-Förderung“ fortgesetzt werden. Tirol braucht zudem ein professionelles E-Government und die Digitalisierung von Genehmigungsverfahren. Darüber hinaus sollte die Landespolitik einen „Tirol Fonds“ zur Eigenkapitalstärkung einführen.  Winfried Vescoli, Landesobmann der Freiheitlichen Wirtschaft, hob die Vorteile regionaler Wirtschaftskreisläufe hervor: „Qualität, Verlässlichkeit, Arbeitsplätze vor Ort und Steuerleistung im eigenen Land sind starke Argumente.“ Das Land kann der Regionalität neue Impulse verschaffen. Zur Stärkung und Revitalisierung von Stadtzentren und Ortskernen braucht es eine Koordinierungsstelle für Stadt- und Ortsmarketing im Amt der Tiroler Landesregierung. Im Rahmen der Raumordnung ist es für Vescoli erforderlich, dass das Land in der kommenden Periode Regionalprogramme für gewerbliche Vorsorgeflächen entwickelt.  Der Landessprecher der UNOS Tirol, Stefan Gleinser, verwies auf das große Potenzial in den Bereichen Kreativität und Innovation in Tirol. „Wir unterstützen ein Kreativzentrum, das im Zentralraum Innsbruck in den kommenden fünf Jahren entstehen und für neue Impulse sorgen soll“, so Gleinser. Dieselbe Funktion erfüllen innovative Gründungen, die sich mit neuen Förderprogrammen und der Mobilisierung von potenziellen Investoren befeuern lassen. Die Stärkung des Wissenstransfers und der Zusammenarbeit von Innovationsnetzwerken ist ebenfalls eine erfolgversprechende Möglichkeit, um die Kraft von Innovationen zu nutzen.  Christoph Walser führte in seiner Funktion als stellvertretender Wirtschaftsbund-Obmann die Vorschläge im Bereich Verkehr aus. Aufgrund der topografischen Gegebenheiten braucht es in Tirol spezielle Lösungen. Ein wesentliches Anliegen besteht im bedarfsgerechten Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs – unter Bedachtnahme auf die Betriebszeiten von Unternehmen und die Lage von Gewerbegebieten. Tourismusdestinationen müssen innovative Angebotspakete entwickeln – von der Anreise der Gäste über Crew-Tickets für das Personal bis hin zur Schulung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Im Güterverkehr betonte Walser einmal mehr die Bereitschaft der Wirtschaft zum Umstieg von der Straße auf die Schiene. „Das setzt aber den Bau von Terminals als leistungsstarke Knotenpunkte für die Verladung voraus“, betonte Walser. In der Digitalisierung liegen große Potenziale für mehr Effizienz im Transport: Das betrifft einerseits den Aufbau einer digitalen regionalen Plattform für den Verteilerverkehr, andererseits die Schaffung eines digitalen Korridors München-Verona, wodurch sich Dispositionen verbessern und Staus vermeiden lassen.   Im Wirtschaftsprogramm stecken viel Expertise und die Praxissicht der heimischen Betriebe. „Die Landespolitik sollte darauf bauen, um den Standort in den kommenden Jahren erfolgreich an die veränderten Bedingungen anzupassen“, so Christoph Walser abschließend.