Stimmung im Tiroler Gewerbe und Handwerk leicht verbessert, Impulse nötig Der Abwärtstrend ist gestoppt, aber für einen Aufwärtstrend braucht es jetzt den Rückenwind seitens der Politik. Das Gesamtjahr 2022 hat das Gewerbe und Handwerk in Tirol mit einem nominellen Umsatzplus von 6,2 % abgeschlossen. Dem steht allerdings ein realer (preisbereinigter) Umsatzrückgang von -3,4 % gegenüber – und das bereits im dritten Jahr in Folge. „Das liegt deutlich unter dem Wachstum der Gesamtwirtschaft“, betont der Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in Tirol, Franz Jirka, „auf Dauer wird diese Entwicklung für das Gewerbe und Handwerk zum handfesten Problem.“ Trotzdem investieren die Tiroler Unternehmen in die Zukunft: In Summe wurden von den Tiroler Gewerbe- und Handwerksbetrieben im Jahr 2022 Investitionen in der Höhe von 600 Mio. Euro getätigt. Im Durchschnitt investierte das Gewerbe und Handwerk damit 7.400 Euro je Mitarbeiter:in, das sind um 37 % mehr als im Vorjahr. In Summe nahmen im Vorjahr 50 % der Betriebe Investitionen vor. Beim Großteil handelte es sich um Ersatzinvestitionen (41 %), 39 % waren Erweiterungsinvestitionen und 20 % Rationalisierungsinvestitionen. Mehr Optimismus Nach einem sehr düsteren Ausblick zum Jahreswechsel hat sich die Stimmung in Tirols Gewerbe und Handwerk zuletzt etwas aufgehellt. Die Tiroler Gewerbe- und Handwerksbetriebe beurteilen die Geschäftslage im 1. Quartal 2023 besser als im Vorjahresquartal (+8 %). Per Saldo überwiegen die Unternehmen mit einer guten Geschäftssituation. Für das 2. Quartal 2023 überwiegen hingegen knapp die pessimistischen Einschätzungen. „Die Wirtschaft ist stark abhängig von Stimmungen: Die Betriebe reagieren sehr unmittelbar, wenn sie eine Perspektive sehen. Positive Impulse der Politik kommen rasch und wirkungsvoll an“, erklärt Franz Jirka. Das zeigt sich daran, dass die Stimmung auch wegen der kurz vor Ende 2022 angekündigten Zuschüsse gegen die hohen Energiekosten besser geworden ist. Herausforderungen für 2023 Die Top 3 Herausforderungen sehen die Tiroler Gewerbe- und Handwerksbetriebe im Jahr 2023 wie folgt: 63 % der Betriebe sind im laufenden Jahr 2023 durch Preissteigerungen bei Rohstoffen und Materialien in ihrer Geschäftstätigkeit beeinträchtigt, 61 % durch Preissteigerungen bei Energie, 58 % durch den Fachkräftemangel. Impulse nötig Für Franz Jirka braucht es speziell im privaten Wohnbau nun Impulse seitens der Politik. „Die Finanzierungsbedingungen sind deutlich schwerer geworden. Daher wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, um das Bausparen in Österreich wieder attraktiver zu machen“, fordert Jirka. Sowohl die staatliche Prämie als auch die Darlehenssummen sollten an das zuletzt gestiegene Zins- und Preisumfeld angepasst werden. Solche Impulse im privaten Wohnbau hätten auch positive Signalwirkung in Richtung Klima- und Energiewende, betont der Spartenobmann: „Es geht nicht nur um den Neubau, sondern auch darum, Renovierungen und Sanierungen anzustoßen. Das verbessert die Energiebilanz der Gebäude und ist ein direkter Beitrag zum Klimaschutz.“ Arbeitskräftemangel entschärfen Der Personalmangel zieht sich als Problem quer durch alle Branchen. „Betriebe müssen immer wieder Aufträge ablehnen oder verschieben, weil sie nicht über die nötigen Fachkräfte verfügen“, erklärt Jirka. Das unterstreicht der Obmann der gewerblichen Dienstleister, Stefan Müller: „Speziell Mitarbeiter-intensive Branchen wie Bewachungsdienste oder Arbeitsüberlasser kämpfen mit der Personalnot. Die Politik muss an allen Stellschrauben drehen, um die Situation zu verbessern.“ Dazu gehören eine bessere Kinderbetreuung, eine Verstärkung der betrieblichen Ausbildung und Anreize für das Arbeiten über das Regelpensionsalter hinaus. Sowohl Jirka als auch Müller orten häufig die Bereitschaft zur Mehrarbeit, was jedoch häufig an den Rahmenbedingungen scheitert: „Stunden aufzustocken oder Überstunden zu leisten zahlt sich in vielen Fällen schlicht und einfach nicht aus. Solange der Staat durch überzogene Besteuerung Leistung bestraft, wird sie auch nicht erbracht – und fehlt in den Betrieben“, erklären Jirka und Müller.