Zurück zu Sachdebatte, um gemeinsam leistbare Grundversorgung sicherzustellen Wie eine aktuelle Branchenuntersuchung bestätigt, ist der Lebensmittelhandel nicht Verursacher, sondern selbst Betroffener der aktuellen Preissteigerungen. Das Landesgremiums des Tiroler Lebensmittelhandels ruft dazu auf, nun zu einer sachlichen Debatte zurückzukehren und gemeinsam für leistbare Lebensmittel zu arbeiten. Wie die Bundeswettbewerbsbehörde in ihrem kürzlich veröffentlichten Abschlussbericht der Branchenuntersuchung Lebensmittel darlegt, sind die gestiegenen Lebensmittelpreise der letzten Monate nicht vom Lebensmitteleinzelhandel (LEH) verursacht. Die Handelsspannen und damit die Erträge der Unternehmen des LEH sind seit 2022 nicht systematisch gestiegen, dementsprechend kam es auch zu keiner Verbesserung der Gewinnmargen. Vielmehr musste der Tiroler LEH für 2022 ein inflations- und preisbereinigtes, also reales Konjunkturminus von -5,5 % hinnehmen. Für 2023 ist von keiner signifikanten Besserung dieser Situation auszugehen. Gleichzeitig deutlich erhöht haben sich für die Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels jedoch ihre Kosten für Energie, Personal, Logistik, Mieten und Fremdkapital. „Bei den für die Konsument:innen wichtigsten Einkaufsmerkmalen Qualität und Frische der Waren, Verfügbarkeit der Waren sowie Nähe und Erreichbarkeit einer Filiale, was unmittelbar mit der Filialdichte zusammenhängt, sind wir in Tirol gut aufgestellt. Diese favorisierten Kriterien zu erfüllen ist jedoch kostenintensiv“, hält Stefan Mair, Obmann des Landesgremiums des Lebensmittelhandels in der Wirtschaftskammer Tirol, fest. Zudem sind Gesetzesvorgaben etwa betreffend die Kühlkette und Qualitätsstandards einzuhalten. Hier sind Einsparpotenziale weder gegeben noch gewollt, nicht zuletzt, um Lebensmittel in bester Qualität anbieten zu können. „Der verständliche Wunsch nach günstigen Lebensmitteln darf nicht auf Kosten der Qualität oder der Versorgungssicherheit gehen, ebenso wenig auf Kosten der Mitarbeiter:innen und der regionalen Produzent:innen“, so Mair. Regionale Produktion hat Vorrang, territoriale Lieferbeschränkungen eingehend prüfen Die Produktion von Lebensmitteln ist energieintensiv. Dass die Energiekosten in der Vergangenheit drastisch gestiegen sind, hat unmittelbare Auswirkungen, die sich in stark gestiegenen Kosten entlang der gesamten Wertschöpfungskette niederschlagen und die bis zum/zur Lebensmittel­händler:in weitergegeben werden. Diese:r ist letztlich in der prekären Situation, diese Kosten und die dadurch entstehenden Lebensmittelpreise rechtfertigen zu müssen und Wege zu finden, sie möglichst nicht an die Konsument:innen weiterzugeben. „Um die Grundversorgung leistbar und für Produzenten dennoch rentabel zu halten, setzt der Tiroler Lebensmittelhandel weiterhin konsequent auf regionale Kooperationen und die Versorgung mit Lebensmitteln möglichst aus lokaler und regionaler Produktion“, stellt Mair klar. Was nicht aus regionaler Produktion bezogen werden kann, muss weiterhin von internationalen Produzenten bezogen werden. „In diesem Zusammenhang sehen wir gespannt in Richtung Europäische Kommission. An ihr liegt es, territoriale Lieferbeschränkungen aufzuheben, welche als 'Österreich-Aufschlag' die Lebensmittel hierzulande künstlich verteuern“, sagt Mair. Energiekosten im Sinne der Konsument:innen senken Ebenso ist der Transport der Lebensmittel in die Filialen sowie die Aufrechterhaltung der wichtigen Kühlketten energieintensiv und dementsprechend teuer. Während der Tiroler Lebensmittelhandel kein reales Konjunkturwachstum verbuchen kann, ist er ebenso von der Teuerung und gestiegenen Kosten, insbesondere den massiv gestiegenen Energiepreisen, betroffen. „Bei den bekannt geringen Gewinnmargen im LEH und dem realen Konjunkturminus können die Unternehmen die aktuellen Energiekosten nicht alleine stemmen. Es braucht für den Lebensmittelhandel dringend weitere Initiativen der öffentlichen Hand, damit Lebensmittel in gewohnter Qualität, Auswahl, auf kurzen Wegen und vor allem zu leistbaren Preisen angeboten werden können. Jede Unterstützung gerade im Bereich Energie bremst die Preisentwicklung im Lebensmittelbereich ein und kommt unmittelbar den Konsument:innen zugute“, appelliert Mair. Neben kurzfristigen Maßnahmen braucht es insbesondere auch langfristig wirksame Lösungen, um die Preise für Energie und damit auch für Lebensmittel auf einem verträglichen Niveau zu stabilisieren.