Die Verkehrsfrage lässt sich nur mit einem umfassenden Maßnahmenpaket lösen Es ist die Aufgabe der Tiroler Wirtschaftskammer, eine Einzelmaßnahme wie den Winterfahrverbotskalender auf Wirkung und unerwünschte Nebenwirkungen zu hinterfragen. Die Aussagen der Tiroler Wirtschaftskammerpräsidentin zum Winterfahrverbotskalender hat eine Reihe von Reaktionen ausgelöst. Nicht alle Reaktionen bemühen sich um sachliche Argumente und enthalten vorwiegend persönliche Angriffe. Für Barbara Thaler liegt das daran, dass einige offenbar den tatsächlichen Wortlaut der WK-Stellungnahme nicht gelesen haben. „Ich habe mich in den vergangenen Jahren immer um einen Weg der Mitte bemüht, und das wird sich auch bestimmt nicht ändern. Es geht mir darum, die Debatte auf eine andere Ebene zu bringen und an gemeinsamen Lösungen für unsere Unternehmen und alle Straßenteilnehmer:innen zu arbeiten“, erklärt die Präsidentin. Präsidentin Barbara Thaler: Es braucht ein Bündel an Maßnahmen Schwarz-Weiß-Lösungen gebe es für die Kapazitätsüberlastung unserer Straßen nicht. Und genau in dieser Tonalität ist auch die Stellungnahme der Wirtschaftskammer zum Winterfahrverbotskalender verfasst. „Unsere Kernaussage lautet: Verkehrsbeschränkende Maßnahmen alleine sind zu wenig. Es braucht dringend ein geeignetes Maßnahmenpaket, bestehend aus verkehrslenkenden Systemen mit Unterstützung von Digitalisierung, intensiver Kommunikation mit allen Straßenteilnehmer:innen und eine deutliche Verbesserung des Angebots auf der Schiene“, betont Thaler. Handel-Obmann Dieter Unterberger: Die Logistik für unsere Versorgung ist auch ohne Stau schon am Limit Auch die Tiroler Wirtschaft leidet unter der Kapazitätsüberlastung der Straße, unsere Betriebe sind ebenso „Anrainer“ und stehen unverschuldet im Stau – abgesehen davon, dass Stau für die Umwelt die schlechteste Lösung ist. Das unterstreicht auch der Obmann des Tiroler Handels, Dieter Unterberger: „Die Aufgabe der heimischen Händler ist die Versorgung von uns Einheimischen und unseren Gästen. Insbesondere zu Saisonzeiten ist die Logistik schon jetzt am Limit, jeder Stau gefährdet die Versorgung zusätzlich. Für mich steht deshalb völlig außer Frage, dass das Transitproblem gelöst werden muss.“, hält der Spartenobmann fest. Es braucht einen gesamtheitlichen Blick auf die Transitsituation: Im Jahr 2023 fuhren 11,7 Millionen Pkw über den Brenner (+4,4 % gegenüber dem Vorjahr) und 2,4 Millionen Lkw (- 3,2 %). Aus diesen Zahlen ist erkennbar, dass sich Verkehrsproblem in Tirol nicht nur mit einem Winterfahrverbotskalender für Lkw lösen lässt. „Als Wirtschaftskammer ist es unsere Aufgabe, bei der konkreten Ausgestaltung von Lösungen die Meinung der Wirtschaft einzubringen“, betont Thaler, „es muss erlaubt sein, Einzelmaßnahmen auf deren Wirkung und unerwünschte Nebenwirkungen zu hinterfragen.“ Tourismus-Obmann Alois Rainer: Das ist erst der Anfang Die Präsidentin widerspricht auch den pauschalen Vorwürfen, der Tourismus würde sich nicht mit neuen Wegen bei der An- und Abreise befassen. „Es gibt eine Reihe von Angeboten, die über die Nächtigungsabgaben von den Tourismusbetrieben finanziert sind. Wir befassen uns in sämtlichen Regionen intensiv damit, das Thema öffentliche Anreise zu forcieren und innovative Logistiklösungen für den Gepäcktransport anzubieten“, erklärt der Obmann des Tiroler Tourismus, Alois Rainer. Die gesamte Tourismuswirtschaft hat sich in den letzten Jahren massiv dafür eingesetzt, dass Gäste vermehrt ohne Pkw anreisen. Die Entzerrung der Anreise, Stichwort Anreise am Samstag, wird von der Hotellerie ebenfalls forciert und weiter ausgebaut. Ein weiteres gutes Beispiel ist der Nightjet zum Schnee. Für Orte ohne eigenen Bahnhof gibt es Taxiabholungen ab Innsbruck. Ein anderer Vorreiter ist etwa Seefeld mit dem Angebot des Öffi-Bonus. Auch die Tiroler Busbetriebe tragen seit Jahren dazu bei, dass in allen Skigebieten kostenlose Skibusse fahren. „Es gibt eine Vielzahl an Lösungen, die wir über die Jahre entwickelt haben, um die Anreise mittels Pkw zu vermeiden und Anreize für eine öffentliche Anreise zu schaffen. Das ist aber erst der Anfang. Viele weitere Initiativen werden folgen“, hält der Obmann des Tiroler Tourismus, Alois Rainer, fest. „Diese zahlreichen Lösungen in allen Regionen Tirols summieren sich zu einer deutlichen Entlastung der Straße und der Umwelt. Und wir arbeiten laufend an weiteren Verbesserungen. Wer der Wirtschaft Desinteresse in dieser Frage vorwirft, macht sich nicht die Mühe, sich ein wenig im Land umzuschauen“, erklären Barbara Thaler und Alois Rainer abschließend.