Güterverlagerung auf die Schiene - nach wie vor viel politischer Handlungsbedarf

Spartenobfrau Rebecca Kirchbaumer: "Ein Verkehrsträger der langsam, unflexibel, unzuverlässig und auch noch teurer ist, kann nicht attraktiv sein."

Gestern wurde der Monitoringbericht zur Nachhaltigkeits- und Klimastrategie des Landes Tirol präsentiert. Dabei hat Landesrat Rene Zumtobel darauf verwiesen, dass das Land Tirol bereits alles in seinem Wirkungsbereich liegende gemacht habe, um die Güterverlagerung auf die Schiene zu forcieren. Das sieht man in der Tiroler Wirtschaft völlig anders. "Es gibt in dieser Sache noch eine Reihe von Problemen, die nur von der Politik gelöst werden können. Diese Probleme wurden bei der von LR Zumtobel anberaumten Landtagsenquete zur Güterverlagerung auf die Schiene im Juni 2023 von den anwesenden Unternehmensvertreter:innen auch klar angesprochen. Als Antwort haben sie aber nur Stehsätze zu hören bekommen", konstatiert Rebecca Kirchbaumer, Obfrau der Sparte Transport und Verkehr in der Tiroler Wirtschaftskammer.
Die Spartensprecherin betont, dass das Kernproblem der Schiene im Bereich des Güterverkehrs die fehlende Verlässlichkeit ist. Viele Betriebe beklagen, dass trotz zeitgerecht erfolgter Buchung Züge oft nicht fahren. Die Gründe dafür reichen von Lokführermangel bis hin zu technischen Problemen. Auch die in Deutschland zuletzt durchgeführten Streiks im Bahnbereich tragen nicht dazu bei, dass die Bahn das verlorene Vertrauen zurückgewinnt. Im grenzüberschreitenden Verkehr gesellen sich dann technische, rechtliche und administrative Unterschiede in den Ländern hinzu. 

"All das führt dazu, dass der Transport mittels Lkw auf der Straße einfach verlässlicher und auch günstiger ist", so Kirchbaumer, die in diesem Zusammenhang fordert, die Preispolitik der Bahn zu ändern: "Warum kann die ÖBB im Personenverkehr seit Jahrzehnten defizitär arbeiten, aber bei der offenbar politisch so gewollten Verlagerung von Gütern auf die Schiene nicht. Wenn der Politik die Verlagerung so wichtig ist – ähnlich wie der Verlagerung auf den öffentlichen Verkehr – dann muss das auch im Preis Niederschlag finden. Ein Verkehrsträger der langsamer, unflexibler, unzuverlässiger ist dann auch noch teurer ist als die bestehende Alternative (Lkw) kann nicht erfolgreich sein."

 Für Kirchbaumer ist es bezeichnend, dass Betriebe, die früher 80% ihrer Güter auf der Schiene befördert haben, mittlerweile nur mehr 60% auf die Bahn verladen. "Auch wenn es punktuell gute Lösungen gibt, wie z.B. die Verladung bei Binderholz, reicht es nicht aus, diese positiven Beispiele gebetsmühlenartig bei jeder Enquete und bei jeder Pressekonferenz zu wiederholen. Vielmehr gilt es, die großen Probleme anzugehen und die liegen eindeutig nicht bei den Betrieben, sondern bei und auf der Schiene. Ein Ansatz wäre z.B. der Ausbau des Güterterminals in Hall und eine deutliche Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Schiene", so die Spartenobfrau, die abschließend festhält: "Wir orten seitens der Landespolitik durchaus positive Signale und schätzen diese auch. Aber am Ende des Tages wird man an den Taten gemessen und nicht an den Vorhaben."