Tirol soll der unternehmerfreundlichste Wirtschaftsstandort werden

Junge Betriebe fordern Steuersenkung und Bürokratieabbau, Stärkung der unternehmerischen Bildung und Finanzierungsmöglichkeiten. 

Tirols Jungunternehmen sind klar zukunftsorientiert, aber realistisch – und erwarten sich von der nächsten Bundesregierung mehr Rückenwind und Unterstützung. Das zeigt das neue, vom MARKET-Institut durchgeführte JW-Stimmungsbarometer, für das kürzlich die wirtschaftliche Stimmungslage unter 1.320 österreichischen Jungunternehmer:innen ausgelotet wurde. 

Viele Tiroler Jungunternehmer:innen bleiben bezüglich der Konjunkturaussichten zurückhaltend. Während 55 % eine Verbesserung bzw. eine Stagnation der wirtschaftlichen Entwicklung erwarten, rechnet ein Drittel der Befragten mit einem Rückgang des Wirtschaftswachstums. Vier von zehn Jungunternehmer:innen gehen davon aus, dass sich die eigene Kostensituation verschlechtern wird, wobei sich im Vergleich zu den vergangenen Befragungswellen eine kontinuierliche Verbesserung zeigt. Patrick Schwarz, Landesvorsitzender der Jungen Wirtschaft Tirol, konstatiert: „Unsere Betriebe bleiben aufgrund der konjunkturellen Entwicklung vorsichtig. Umso wichtiger ist es, Beschäftigungs- und Investitionsspielräume durch weniger Steuern und weniger Bürokratie zu erhöhen.“ 

Weniger ist mehr: Steuersenkungen für Junge wichtiger denn je 
Für mehr Investitionen und mehr Beschäftigung braucht es aus Sicht der jungen Unternehmen in Tirol vor allem spürbare Steuersenkungen. Dies fordern 70 % der Befragten von der Bundesregierung ein – das ist der Höchstwert aller bisherigen Befragungen. Dass Entlastung ein zentrales Thema ist, zeigen auch die Antworten auf die Herausforderungen der nächsten zwölf Monate: Umsatzeinbußen (42 %), Bürokratie (42 %) und Arbeitskosten (37 %) sind demnach die größten Belastungsfaktoren für die Betriebe. 

Klares Nein zu Eigentumssteuern und Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich 
Ein klares Meinungsbild zeigt das neue JW-Stimmungsbarometer hinsichtlich der Dos & Don‘ts der nächsten Bundesregierung: Eine generelle Senkung der Steuern und der Lohnnebenkosten fordern jeweils 83 %, und weniger Bürokratie sowie schnellere Behördenentscheidungen jeweils 80 %. Auch ein Spitzen-Gesundheitssystem und finanzierbare Pensionen sind für vier von fünf Befragten wichtige Zukunftsthemen. Absolute No-Gos sind hingegen neue Steuern bzw. Steuererhöhungen (53 %) sowie unverändert hohe Lohnebenkosten (30 %). Auch eine gesetzliche Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich wird mehrheitlich abgelehnt. Über 70 % der Arbeitgeberbetriebe erwarten sich dadurch negative bis sehr negative Auswirkungen. 

Klare Prioritäten für die nächste Regierung 
Auf die Frage, welche Impulse Tirols Wirtschaft jetzt braucht, haben die jungen Betriebe eine klare Prioritätenliste. Die wichtigsten Punkte sind u. a. die Senkung der Lohnnebenkosten (55 %), die Reduktion von Bürokratie (45 %) und die Anhebung des Gewinnfreibetrags bzw. der Grundfreibetragsgrenze (31 %). 

Standortvision: Österreich soll jungunternehmerfreundlichster Standort in Europa werden 
Auch aus standortpolitischer Sicht gibt es klare Perspektiven für die nächste Regierung: Sieben von zehn Jungunternehmer:innen in Tirol (68 %) wollen, dass Österreich sich zum Ziel setzt, das jungunternehmerfreundlichste Land Europas zu werden. Um dieses Standortziel zu erreichen, muss Österreich vor allem bürokratische Hürden abbauen, Bildung und Ausbildung (insbesondere Entrepreneurship) stärken und Finanzierungsmöglichkeiten verbessern. „Der Weg zum jungunternehmerfreundlichsten Land Europas ist zwar kein Spaziergang, aber die Junge Wirtschaft stellt schon seit langem die notwendigen Wegweiser auf: Die Umsetzung unserer zentralen Forderungen ist ein erster Ansatzpunkt und der Weg in die richtige Richtung – Grundsätzlich würde mehr Vertrauen in unsere jungen Unternehmerinnen und Unternehmer nicht schaden“, so JW-Landesvorsitzender Patrick Schwarz. „Gerade Tirol bietet jungen Unternehmen als Wirtschaftsstandort die ideale Kombination aus Innovationskraft, starker Vernetzung und einer dynamischen Gründerkultur – hier können Visionen zu erfolgreichen Unternehmen wachsen.“  

Kinderbetreuung: Jungunternehmer:innen fordern stärkeren Ausbau der Angebote 
Dass junge Betriebe intensiv an die Zukunft denken, zeigt sich auch bei dem Thema Kinderbetreuung, wo die Hälfte der Befragten eine Ausweitung und flexiblere Öffnungszeiten fordern. Ein Viertel der Jungunternehmer:innen nimmt derzeit Kinderbetreuung in Anspruch. Knapp ebenso viele planen dies für die kommenden vier bis fünf Jahre. Die Hälfte der Jungunternehmer:innen sieht die Rolle der öffentlichen Hand in der Kinderbetreuung eher kritisch, da der vorhandene Bedarf an Kinderbetreuungsangeboten derzeit nicht gedeckt wird. Patrick Schwarz sieht hier dringenden Nachholbedarf seitens der Politik: „Jedes zweite Jungunternehmen fordert flexiblere Öffnungszeiten in Kinderbetreuungseinrichtungen bzw. einen beschleunigten Ausbau. Nur so kann der Wirtschaftsstandort Österreich den Arbeitszeiten berufstätiger Eltern gerecht werden.“ 

Pensionen: Wenig Vertrauen in Staat 
Der Blick auf das staatliche Pensionssystem fällt noch kritischer aus: Drei Viertel (74 %) machen sich Sorgen über ihre finanzielle Zukunft im Alter. Zwei Drittel (66 %) treffen daher schon jetzt privat Vorsorge. 75 % fordern entsprechend mehr steuerliche Anreize in der privaten Pensionssäule. 

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