15.10.2021    1 Bild

Prekäre Tourismussituation im Bezirk Kufstein

Arbeiter- und Fachkräftemangel nimmt dramatische Ausmaße an
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Manfred Hautz – Obmann der WK-Bezirksstelle Kufstein

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Die aktuellen Zahlen zeigen auf den ersten Blick ein erfreuliches Bild rund um die Arbeitsmarktsituation im Bezirk Kufstein. Doch der Schein trügt. Zwar sinken die Arbeitslosenzahlen, doch die Zahl der offenen Stellen steigt immer weiter. Allen voran im Tourismus ist die Situation„katastrophal“, wie es WK-Bezirksobmann Manfred Hautz ausdrückt.

„Es fehlt an allen Ecken und Enden“, so WK-Bezirksobmann Manfred Hautz. „Der durchaus guten Buchungslage steht die große Gefahr gegenüber, dass wir unser Angebot weder quantitativ noch qualitativ halten können, weil schlicht und einfach Personal fehlt.“ Eine Lösung sehen Manfred Hautz und WK-Präsident Christoph Walser in einer raschen Verzehnfachung des Saisonier-Kontingents und das sowohl für den Bezirk als auch tirolweit. Der Bezirksobmann unterbreitet dabei den Vorschlag, Betrieben ein freies Kontingent zur Verfügung zu stellen, wenn eine Stelle nicht innerhalb von 14 Tagen besetzt werden kann. Um Schließungen und Qualitätseinbußen im Tourismus und damit verbundenen Branchen zu verhindern, fordert der Bezirksobmann eine Anhebung des Kontingents für den Bezirk auf mindestens 300 Saisoniers. „Vor allem, da heuer auch Engländer in dieses Kontingent fallen. Für Orte wie etwa Söll, wo seit Jahren äußerst viele Saisonarbeiter aus dem Vereinigten Königreich kommen, ist dies katastrophal. Zudem braucht es für langjährige Saisoniers einen leichteren Zugang. Ausbildungswillige junge Menschen aus der ganzen Welt sollten bei entsprechenden Voraussetzungen (Sprachkenntnisse, Leumund, Mindestalter 18, Impfung) eine Lehre absolvieren können“, so Manfred Hautz, der darüber hinaus darauf drängt, sowohl für ausländische Mitarbeiter als auch für Gäste eine Impfung mit Sputnik in Österreich anzuerkennen.

Wie prekär die Situation derzeit wirklich ist, zeigen die aktuellen Zahlen des Bezirks Kufstein rund um den Arbeitsmarkt. Einerseits dokumentieren die Zahlen eine starke Erholung nach dem Einbruch durch die Corona-Krise. So gab es Ende September 1.905 vorgemerkte Arbeitslose. Ein Minus von 26,2 Prozent gegenüber 2020. Das entspricht fast dem Vorkrisenniveau. Auf der anderen Seite meldeten die Betriebe im September an die 1.400 offene, sofort verfügbare Stellen. Ein Anstieg von knapp 57 Prozent gegenüber dem September 2020. „Eine existenzbedrohende Situation für die betroffenen Unternehmen“, schlägt Manfred Hautz Alarm. „Eine unbesetzte Stelle hat letztlich Auswirkungen auf die gesamte Firma.“ Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Lehrlingen. Auf 252 offene sofort verfügbare Lehrstellen innerhalb des Bezirks Kufstein kommen mit Stand Mitte Oktober 68 Lehrstellensuchende. Dazu muss noch mit einer beachtliche Dunkelziffer von nicht beim AMS gemeldeten, offenen Stellen gerechnet werden.

Auch aktuelle Konjunkturbarometer rund um die größten Herausforderungen für Tiroler Betriebe spiegelt deutlich die aktuelle Situation. Weit abgeschlagen auf dem ersten Platz liegt der Arbeits- und Fachkräftemangel mit einer Steigerung von 53 Prozent im Jänner 2021 auf 70 Prozent im Sommer 2021. „Speziell jetzt zu Beginn der Wintersaison spitzt sich die Lage zu“, erklärt Christoph Walser. „Wir brauchen schnelle Lösungen. Ohne eine gewisse Öffnung des Arbeitsmarkts können Betriebe ihre Leistungen nicht mehr erbringen – das bringt auch bestehende Arbeitsplätze in Gefahr“, ergänzt Manfred Hautz. Für Christoph Walser gibt es dazu drei große Stellschrauben, an denen nachjustiert werden muss. Das Können – das betrifft beispielsweise Aus- und Weiterbildung oder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das Dürfen – wie etwa die Beschäftigung von Nicht-EU-Bürgern, Stichworte Rot-Weiß-Rot-Card und Saisoniers. Und das Wollen – hier geht es um Nachschärfungen bei den Zumutbarkeitsbestimmungen und eine ausreichende Differenz zwischen Arbeits- und Transfereinkommen. Was diesen letzten Punkt betrifft, verweist Christoph Walser auf laufende Gespräche der Wirtschaftskammer mit Arbeitsminister Kocher über eine Arbeitsmarktreform.

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Wachter Peter
Tiroler Wirtschaftskammer
Bezirksstellenleiter Kufstein
MMag. Peter Wachter
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E peter.wachter@wktirol.at