25.04.2018    3 Bilder

Leistbares Wohnen und Wirtschaften in Tirol

© Birgit Köll

WK-Präsident Jürgen Bodenseer und Bau-Innungsmeister Anton Rieder präsentierten Lösungsvorschläge zu leistbarem Wohnen und Wirtschaften in Tirol.

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Präsident Jürgen Bodenseer und Innungsmeister Anton Rieder präsentierten heute ihre Vorschläge für leistbares Wohnen und Wirtschaften in Tirol. Die Palette reichte von der Bauland-Mobilisierung über die Senkung der Baukosten und die Streichung der Baumassenhöchstdichte bis hin zur Forcierung von 6-Euro-Wohnungen.

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INNSBRUCK. Leistbares Wohnen und Wirtschaften sind zentrale Faktoren für den Standort Tirol. Dabei spielt die wirtschaftliche Komponente eine wesentliche Rolle – von den Baukosten über ausführende Firmen bis hin zu Perspektiven für die zukünftige Entwicklung des Landes. "Wir dürfen in dieser ganzen Debatte nicht vergessen, dass auch Wirtschaften leistbar sein muss, um konkurrenzfähig zu bleiben und in Zukunft Arbeitsplätze sichern zu können", erklärt WK-Präsident Jürgen Bodenseer. Die heimischen Betriebe brauchen Reserve- und Erweiterungsflächen für die zukünftige Entwicklung. Für die Inntalfurchte fordert Bodenseer den Start einer "Re-Industrialisierungsoffensive": Die Politik muss in dieser Legislaturperiode einen Schwerpunkt auf die Schaffung gemeindeübergreifender, zusammenhängender Gewerbe- und Industriegebiete für die Ansiedelung von gewerblichen und industriellen Produktionsbetrieben legen. "Diese Leitbetriebe üben eine wichtige Funktion im Tiroler Wirtschaftsgefüge aus und strahlen auf zahlreiche Zulieferer aus allen Branchen aus", so Bodenseer, "wir müssen diesen Zugpferden der heimischen Wirtschaft im wahrsten Sinne des Wortes Raum geben."

Zur vieldiskutierten Mobilisierung von Bauland erklärte der WK-Präsident, dass für ihn eine Rückwidmung nicht in Frage komme, wohl aber vorgezogene Erschließungskostenbeiträge, wenn diese flächendeckend in allen Gemeinden eingeführt werden. "Dazu muss aus der bisherigen Kann- eine Muss-Bestimmung werden, damit eine Gleichbehandlung quer über das ganze Land statt findet", erklärt Bodenseer. Was Freizeitwohnsitze angeht, setzt der Präsident auf stärkere Kontrollen: "Wir haben klare gesetzliche Vorgaben, die es auch zu kontrollieren gilt." Der WK-Präsident regt zudem eine stärkere Entzerrung der Wohnsituation an: „Wir haben großen Druck und steigende Nachfrage in den Ballungszentren. Das Land sollte mehr Mittel für die Bautätigkeit in Randgemeinden und im ländlichen Raum zur Verfügung stellen, um eine bessere Verteilung zu erreichen“, so Bodenseer.

Der Präsident forderte eine kritische Durchsicht aller landesgesetzlichen Materien im Hinblick auf die Verursachung von Baukosten bzw. langfristigen Betriebskosten (Energieeffizienz, Bauökologie, Brandschutz, Ausstattung, Aufzugsanlagen, umfassende Gutachten). "Mit anderen Worten: Es braucht ein umfassendes Baukosten‐Paket zur Senkung der Gesamtbaukosten", so Bodenseer. Dazu gehört, dass Architekturwettbewerbe auf Grundlage klarer Kostenrahmen inklusive Kostengarantien stattfinden sollen.

Der Innungsmeister der Landesinnung Bau Tirol, Anton Rieder, unterstreicht diese Forderung: "Wir machen bei Vereinfachungen und der Senkung von Baukosten einen Schritt vor und zwei zurück. Ständig neue Vorschriften erhöhen die Regulierungsdichte und schlagen sich negativ auf die Gesamtkosten nieder." Rieder relativierte den Vorwurf, die Bauwirtschaft sei für steigende Preise hauptverantwortlich: In den letzten fünf Jahren sind die Immobilienpreise bis zu 40 Prozent gestiegen, die allgemeine Inflation aber nur um 15 Prozent. Der Baupreisindex liegt mit plus 18 Prozent nur leicht über dem Verbraucherpreisindex. "Die Margen der Handwerksbetriebe betragen bis 2016 (letzte verfügbare Daten) nach wie vor knapp drei Prozent – das Handwerk hat eher silbernen als goldenen Boden und ist definitiv kein Preistreiber", so Rieder. Der Großteil der Steigerungen sei auf Steuern und steigende Grundstückspreise zurückzuführen.

Um dem Ziel des leistbaren Wohnens näher zu kommen, legt Rieder drei Vorschläge vor. Erstens: Weg mit der Baumassenhöchstdichte. Für Rieder liegt ein wesentlicher Hebel für das leistbare Wohnen in einer verdichteten Bauweise. "Oft scheitert das aber an der vorgegebenen Baudichte. Das führt zu unerwünschten Auswüchsen wie außen angebrachten Stiegenhäusern. Die Baumassenhöchstdichte ist nicht mehr zeitgemäß und sollte abgeschafft werden, um sparsam mit dem Grund umgehen zu können", fordert der Innungsmeister.

Zweitens: Von Nebenkosten zu Baukosten. Im geförderten Wohnbau und bei gemeinnützigen Projekten betragen die Nebenkosten bereits bis zu 22 Prozent – das fehlt an anderer Stelle. "Die Nebenkosten sollten mit maximal 18 Prozent gedeckelt werden, um Substanz zu schaffen und nicht in Papier zu investieren", fordert Rieder.

Drittens: Vom Pflänzchen 5-Euro-Wohnen zur Pflanze 6-Euro-Wohnen. Die vom Land angepeilte Schaffung von 750 Wohneinheiten im 5-Euro-Sektor reduziert sich derzeit auf nur drei Projekte. Anton Rieder betreibt das einzige Projekt eines privaten Bauträgers. "Das Korsett ist zu eng – daher werden kaum Wohnungen in diesem Modell gebaut. Zwei Euro gehen alleine für die Betriebskosten weg. Wenn die Vorgabe von 5 auf 6 Euro oder leicht darüber angehoben würde, dann sieht die Sache ganz anders aus", so Rieder, "es ließen sich damit Projekte in höherer Bauqualität realisieren und das Bauvolumen steigern." Anton Rieder hält auch eine Erweiterung des Förderkreises von eigenständigen Projekten (wie derzeit) auf ein Mischsystem für sinnvoll, wo nur einzelne Einheiten als 6-Euro-Wohnungen gebaut werden, etwa ein Geschoß eines größeren Bauvorhabens. "Zehn Prozent 6-Euro-Wohnungen wäre als Vorgabe für Gemeinnützige Wohnbauträger durchaus erzielbar – das würde dieses Modell enorm beleben und zusätzliche leistbare Wohneinheiten auf den Markt bringen", ist Rieder überzeugt.

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