Bei den Fuckup Nights erzählen Unternehmer:innen von ihren besten Misserfolgen. Jenen nämlich, die am Ende doch zum Erfolg führen.
© WK Landeck
v. l.: Bettina Wenko, Daniel Stock, Michael Gitterle, Manuela Kamper, Manfred Danzl, Otmar Ladner, Roger Klimek
Mit „spannend“ und „berührend“ lassen sich die Fuckup Nights Landeck #4 ganz gut in Worte fassen. Ein internationales Event-Format, das die Raiffeisenbanken im Bezirk und die Wirtschaftskammer Landeck gemeinsam mit den Fuckup Nights Tirol am gestrigen Abend zum wiederholten Mal ins Oberland brachten.
Die Werkshalle Zimmerei Holzbau Thurner gab den Fuckup Nights einen großartigen Rahmen und sorgte für eine ganz besondere Atmosphäre. Auf der Bühne traten Manuela Kamper, Daniel Stock und Manfred Danzl vors Publikum, um über ihre herausforderndsten Rückschläge zu sprechen und wie diese Erfahrungen sie letztendlich zu besseren Unternehmer:innen gemacht haben.
Insgesamt verfolgten etwa 100 Gäste, überwiegend aus dem Bezirk Landeck, die Vorträge. Manche davon waren Stammgäste, der überwiegende Teil zum ersten Mal mit dabei. Den Vortragenden gebührt Anerkennung für ihren Mut und ihre Bereitschaft, ihre persönlichen Geschichten über das Scheitern zu teilen. Zweifellos eine herausfordernde Aufgabe. Dennoch meisterten sie diese mit Authentizität, Tiefgang und einer Prise Humor, was dazu beitrug, die Geschichten leichter verdaulich zu machen und den Fokus auf die positiven Aspekte, nämlich die gewonnenen Erkenntnisse und Chancen, zu lenken. Das Publikum reagierte mit Lachen, Nachdenken, der einen oder anderen Frage und großem Applaus.
Manuela Kampers Geschichte ist ein klassischer Business Fail. Ihre unternehmerische Tätigkeit bestand nur aus Kurbeln und wenig Geld. Letztendlich führte sie diese Erfahrung zwar in eine schlimme Krankheit, eröffnete aber auch die Chance, in ein ganz neues Leben zu starten. Daniel Stock brachte die Essenz des Abends grandios auf den Punkt, indem er feststellte: „Ein Fuckup ist das schönste Geschenk, das man sich vorstellen kann und wenn wir ihn annehmen können, dann macht er aus uns etwas ganz Besonderes.“ Manfred Danzl teilte die Erkenntnis, dass die innere Haltung und die eigenen Gedanken über Erfolg und Misserfolg im Leben entscheiden. Wichtig ist ihm, Verantwortung für das eigene Tun zu übernehmen und sich seiner Angst lieber mutig zu stellen als vor ihr davon zu laufen.
Bettina Wenko, die den Fuckup Nights in Tirol einen Rahmen gibt, fasste die Quintessenz dieser besonderen Eventreihe treffend zusammen: „Gescheiterte haben einfach so wahnsinnig viel zu erzählen, aus dem es unglaublich viel zu lernen gibt.“
Roger Klimek von der Raiffeisenbank Oberland-Reutte brachte es mit einem Wortspiel gut auf den Punkt: „Wir alle scheitern, ob in kleinen Dingen oder auch in großen Dimensionen. Wer jedoch die Lehren aus den eigenen Fehlern zieht, ist am Ende nicht gescheitert, sondern gescheiter.“
Michael Gitterle, Bezirksstellenobmann der Wirtschaftskammer Landeck, blickte auf die Geschichten der letzten drei Jahre zurück: „Die Fuckup Nights Landeck sind eine wertvolle Möglichkeit geworden, um aus unternehmerischen Fehlern anderer zu lernen. Die bisherigen Events waren inspirierend und leisteten ihren Beitrag zur Stärkung unseres lokalen Netzwerks. Gemeinsam mit den Raiffeisenbanken im Bezirk unterstützen wir diese Initiative gerne und freuen uns auf viele weitere motivierende Geschichten.”
Warum sollte man sich also solche Geschichten anhören?
Erstens, um aus Fehlern anderer zu lernen. Zweitens, um Inspiration zu finden, da auch erfolgreiche Personen Rückschläge erleben. Drittens, um wertvolle Kontakte in einer unterstützenden Umgebung zu knüpfen. Und viertens, um das Tabu und das Stigma, das oft mit dem Thema Scheitern verbunden ist, zu brechen und eine offene und ehrliche Diskussion darüber zu fördern.
Zur Geschichte des Formats
Die Fuckup Nights wurden erstmals 2012 in Mexiko-Stadt ins Leben gerufen und sind derzeit in über 215 Städten in 62 Ländern aktiv. Seit 2015 ist Tirol Teil dieser globalen Gemeinschaft und seit 2020 auch Landeck mit dabei. Die Nächte des Scheiterns beweisen, dass Misserfolge nicht nur lehrreich, sondern auch inspirierend und ein Grund für einen Neuanfang sein können.