© Niclas Weninger
BH Christoph Platzgummer, WK-Bezirksobmann Manfred Hautz, LR Astrid Mair, WK-Präsidentin Barbara Thaler, LR Mario Gerber, WK-Direktorin-Stv. Gregor Leitner und WK-Bezirksstellenleiter Peter Wachter (v.l.).
Die Ausgangslage für die Tiroler Wirtschaft zu Beginn des neuen Jahres ist herausfordernd. Der Arbeitskräftemangel ist für viele Betriebe nach wie vor ein Problem, die Energiepreise und die Inflationsrate verursachen hohe Kosten, und die Kaufkraft ist gedämpft. Der Tourismus stellt eine wertvolle Stütze für den Standort Tirol dar. Die Verkehrswirtschaft und der Handel, vor allem aber die Industrie befinden sich stark unter Druck. „Es sieht also auf den ersten Blick relativ durchwachsen aus“, betont Wirtschaftskammer–Präsidentin Barbara Thaler, „auf den zweiten Blick zeigen sich jedoch auch Lichtblicke und Chancen.“
Dazu gehört die breite Struktur unseres Wirtschaftsstandortes. Tirol hat mit seinem einzigartigen Mix aus Dienstleistern und Produktionsbetrieben, aus kleinen, mittleren und großen Betrieben, aus Spezialisten und Allroundern, die Krisen der letzten Jahre besser überstanden als andere Standorte. „Ich habe in den vergangenen Jahren viele europäische Regionen kennengelernt - wenige sind so breit und stabil aufgestellt. Diese Balance müssen wir uns erhalten“, betont Thaler. Große Möglichkeiten liegen für Thaler in der fortschreitenden Digitalisierung. Eine „Verbesserung von Abläufen“ führe schlichtweg zu Effizienzsteigerung – das wirkt dem Arbeitskräftemangel entgegen und entlastet damit vor allem auch bestehende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gerade in schwierigen Zeiten wie jetzt sind es für Barbara Thaler unternehmerische Antworten, die Zukunftslösungen bringen. „Herausfordernde Zeiten sind Zeiten des Unternehmergeistes. Und dieser ist in jedem Betrieb und in der Wirtschaftskammer Tirol zu Hause“, so Thaler.
Eine der zentralen Aufgaben der Wirtschaftskammer Tirol liegt für die Präsidentin darin, für die heimischen Betriebe geeignete Rahmenbedingungen auf allen Ebenen zu schaffen. Thaler sieht sowohl beim europäischen Lieferkettengesetz als auch bei den Regeln zu Wasserstoffproduktion und Import in die EU grobe Mängel, unterstreicht aber durchaus die großen Möglichkeiten Europas, auf der Weltbühne zu punkten. „Wir dürfen uns nicht klein reden, sondern müssen unsere Chancen nutzen“, fordert Thaler.
Dass Interessenvertretung wirkt, hat sich für Thaler deutlich beim Gesetz zur Höheren Beruflichen Bildung gezeigt, das nach jahrelanger Überzeugungsarbeit im Dezember beschlossen wurde. Dieses Gesetz gilt als bedeutender Meilenstein für die berufliche Bildung in Österreich. Auch 2024 wird die WK Tirol neben den Bereichen Service und Bildung vor allem auf die Interessen der heimischen Betriebe achten: „Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Tiroler Betriebe das Umfeld vorfinden, um das zu tun, was sie am besten können: Etwas unternehmen“, erklärt Barbara Thaler.
Arbeitskräftemangel
Der Bezirk Kufstein blickt zurück auf herausfordernde Zeiten. Aufgrund der guten Durchmischung sämtlicher Branchen und der gesunden Unternehmensstrukturen bewies der Bezirk aber auch in der Krise eine hohe Widerstandskraft. „Das brennendste Thema für unsere Unternehmer:innen ist derzeit der sich zuspitzende Mangel an Arbeitskräften“, weiß Manfred Hautz, WK-Bezirksobmann für Kufstein. Der demographische Wandel und die große Anzahl hoch spezialisierter Betriebe in der Region, mit einem steigenden Bedarf an Mitarbeiter:innen, gestalten die Suche nach Fachkräften zunehmend schwieriger.
Um den Betrieben im Bezirk auch zukünftig optimale Rahmenbedingungen bieten zu können, spricht sich der Bezirksobmann darum für die Abschaffung der Saisonierskontingente im Gastgewerbe sowie für die Schaffung flexibler Kinderbetreuungsplätze in den Gemeinden aus. Darüber hinaus rückt die WK Kufstein im kommenden Jahr die Nutzung des Arbeitskräftepotenzials von Asylberechtigten und Pensionist:innen in den Fokus. „Eine im Bezirk durchgeführte Umfrage zum Thema Erwerbstätigkeit in der Pension zeigt auf: Der Wunsch nach einer Arbeitsstelle in der Pension ist sowohl seitens der älteren Bevölkerung selbst als auch seitens der Unternehmen allgegenwärtig“, berichtet Hautz von der 2023 stattgefundenen Erhebung. Mit geplanten Schwerpunktveranstaltungen will die WK Kufstein diese Themen im anlaufenden Jahr verstärkt vorantreiben.
Um das Problem des Fach- und Arbeitskräftemangels an der Wurzel anzugehen, setzt die WK-Bezirksstelle auch 2024 wieder auf Informationsveranstaltungen in Form von Lehrlingsmessen und dem jährlich stattfindenden Berufs-Festival. „Auch das neue Bundesgesetz zur Höheren Beruflichen Bildung bietet Anreize und Chancen,die Qualifikation und Flexibilität unserer Fachkräfte im Bezirk zu erhöhen. Jeder Betrieb ist nur so gut, wie es seine Mitarbeiter:innen sind“, freut sich Bezirksobmann Hautz mit den Unternehmen über die neu entstandenen Möglichkeiten zur Förderung und Weiterbildung ihrer Beschäftigten.
Ausbau der Bildungslandschaft
„Die Mischung aus Fachkenntnis und praktischer Berufserfahrung öffnet viele Türen“, skizziert Manfred Hautz das mannigfaltige Lehrangebot im Bezirk, welches präzise auf die Anforderungen der lokalen Wirtschaft ausgerichtet ist und jungen Menschen mit einer dualen Ausbildung so ein starkes Sprungbrett für ihren Karriereweg bietet.
Des Weiteren soll die Bildungslandschaft des Bezirks eine signifikante Aufwertung erfahren. „Für unseren Bezirk ist der Fokus auf zeitgemäße sowie wirtschaftsorientierte Bildungsangebote eine Investition in die Zukunft, die bereits individuelle wie auch kollektive Früchte trägt“, betont Bezirksobmann Hautz und verweist auf die Übernahme der Meisterprüfungsgebühren durch die öffentliche Hand seit Anfang des Jahres. Um den Fachkräftebedarf für die vielen technisch spezialisierten Betriebe im Bezirk auch zukünftig abzudecken, strebt die WK Kufstein zudem die Einrichtung eines HTL-Aufbaulehrgangs und eines Kollegs für Mechatronik an der Berufsschule Kufstein an.
Darüber hinaus engagiert sich die Bezirksstelle für die Einführung eines Meisterkurses Mechatronik am WIFI Kufstein und unterstützt die Einrichtung eines Kompetenzzentrums für „Smart Factories“ im Bezirk. Überdies soll das Inncubatorprogramm in Kufstein, das im Herbst 2023 startete, heuer weiter ausgebaut werden, um unternehmerische Initiativen, Innovationen und die Entwicklung von Start-ups im Bezirk zielgerichtet zu fördern.
Erweiterung und Ansiedlung von Betrieben
„Für die zukünftige Entwicklung und das wirtschaftliche Wachstum unseres Bezirks sind die schnelle Betriebsansiedlung und Möglichkeiten zur Erweiterung von bestehenden Unternehmen die entscheidenden Faktoren“, erklärt Manfred Hautz. Der Bezirksobmann erachtet darum einen ressortübergreifenden Masterplan für die regionale Entwicklung – der auch die Gemeinden einbezieht – als dringend notwendig.
Überdies setzt sich die WK Kufstein für attraktive, planbare und leistbare Vorsorgeflächen für Unternehmensansiedlungen auf Ebene der Planungsverbände ein und fordert einen erleichterten Zugang zu landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen zugunsten von Betriebserweiterungen. „Wir beobachten, dass viele Wirtschaftstreibende im Bezirk händeringend nach Flächen zur Betriebserweiterung suchen“, unterstreicht Bezirksobmann Hautz die Dringlichkeit der Forderung. Durch die Digitalisierung von Genehmigungs- und Förderverfahren könnten dabei wertvolle Zeit und Kosten gespart werden.
Um die heimische Wirtschaft auch in diesem Jahr wieder optimal zu unterstützen, steht die WK Kufstein den Unternehmer:innen im Bezirk wieder mit einer Vielzahl an Sprechtagen und Services mit Rat und Tat zur Seite. „Mit einem zuversichtlichen Blick auf die Herausforderungen des neuen Jahres und einem klaren Fokus auf Arbeitsmarkt, Bildung und Betriebsansiedlung wird der Bezirk Kufstein seine Position als dynamischer und innovativer Wirtschaftsstandort heuer weiter stärken“, betont Bezirksobmann Manfred Hautz abschließend.