10.07.2024   

Brenner-Transit: Schuldzuweisungen sind fehl am Platz!

Die heimische Transportwirtschaft wehrt sich dagegen, dass ihr unterstellt wird, die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene einzubremsen.

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Die Tiroler Transportunternehmen haben in den letzten Jahren zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um den Güterverkehr effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten. Dazu gehören die Optimierung von Transportwegen, Investitionen in modernste und emissionsarme Fahrzeugflotten sowie die Förderung von multimodalen Transportlösungen, die eine Kombination von Straße und Schiene ermöglichen.

Viele Herausforderungen bei der Verlagerung auf die Schiene
Vor diesem Hintergrund verwehrt sich die Branche gegen den Vorwurf, dass es ihr am Willen für eine stärkere Verlagerung auf die Schiene fehle. "Die Verlagerung von Gütertransporten auf die Schiene wird von der Transportwirtschaft grundsätzlich unterstützt. Allerdings gibt es wesentliche Herausforderungen, die berücksichtigt werden müssen. Die derzeitige Schieneninfrastruktur ist vielerorts nicht ausreichend, um die hohen Anforderungen der Wirtschaft zu erfüllen. Kapazitäts- und Persolnalengpässe, unzureichende Nachtverbindungen und ein Mangel an einheitlichen Systemen erschweren die Umstellung auf die Schiene. Und auch die zahlreichen Baumaßnahmen auf der Schiene sorgen dafür, dass es an der benötigten Verlässlichkeit und Planbarkeit von Lieferungen fehlt. Hier bräuchte es dringend eine bessere Abstimmung auch über die Landesgrenzen hinweg. Vergleiche mit anderen Ländern – insbesondere dem Drittland Schweiz hinken aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen", betont die Obfrau der Sparte Transport und Verkehr, Rebecca Kirchbaumer.

Höhere Maut bedeutet nicht weniger Verkehr
In die gleiche Kerbe schlägt Ulf Schmid, Obmann des Tiroler Güterbeförderungsgewerbes. Er stellt klar, dass der Güterverkehr auf der Straße nicht nur deshalb zunimmt, weil er vermeintlich zu billig ist. „Das ist zu kurz gedacht. Erstens haben wir bereits die höchstmöglichen Mautgebühren gemäß der Wegekostenrichtlinie erreicht. Zweitens ist die geringe Lkw-Maut zwischen München und Verona nicht der ausschlaggebende Faktor für den Transitverkehr. Tatsache ist, dass hauptsächlich Lkw aus dem Norden Europas den Brenner als kürzeste Route in den Süden nutzen und umgekehrt. Eine massive Erhöhung der Maut würde keine signifikante Reduktion mit sich bringen, denn im Kontext von 3.000 km Fahrstrecke spielen 60 km durch 'Maut- oder 'Tanktourismus' keine wesentliche Rolle."

Von "Lohnsklaven" kann keine Rede sein
Vehement weist die Tiroler Transportwirtschaft auch den Vorwurf zurück, dass sie durch die Beschäftigung von "Lohnsklaven" die Kosten für den Güterverkehr auf der Straße drücken würde. Dazu hält Schmid unmissverständlich fest: "Es gibt klare Mindeststandards, die von unseren Unternehmen nachweislich alle erfüllt und eingehalten werden. Ein Lohndumping ist also gar nicht möglich. Außerdem stellt sich die reale Arbeitsmarktsituation im Transportbereich so dar, dass deutlich überbezahlt werden muss, um überhaupt Fahrerinnen und Fahrer zu bekommen. Von 'Lohnsklaven' hinter dem Lenkrad kann also keine Rede sein."

Lösungen statt Schuldzuweisungen
Die heimische Transportwirtschaft appeliert deshalb von Schuldzuweisungen abzusehen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. "Die Politik ist gefordert, die Bahn laufend zu stärken, einheitliche Systeme auf der Schiene zu gewährleisten und die Wirtschaft beim Umstieg zu unterstützen. Wir vertrauen aber darauf, dass der zuständige Verkehrslandesrat René Zumtobel – seines Zeichens profunder Kenner der Bahn – weiß, an welchen Stellschrauben auch weiterhin gedreht werden muss. Als positives Beispiel kann die vor Kurzem auf Schiene gebrachte Einzelwagonförderung genannt werden. Hier wurden auf Landesebene die Hausaufgaben gemacht und ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigen und klimafreundlichen Verkehrsstrategie für Tirol gesetzt", unterstreicht Spartenobfrau Kirchbaumer und ergänzt: "Die Wirtschaft will Teil der Lösung für eine zukunftsfitten Verkehrsentwicklung sein. Allerdings zeigt die Realität auch, dass die Überbelastung des Brennerkorridors nicht alleine auf das Transportwesen zurückzuführen ist. 2023 waren 2,40 Millionen Lkw am Brenner unterwegs - also etwas weniger als im Jahr davor. Dagegen stehen 12 Millionen Pkw. Diese Tatsache darf bei den meist emotional geführten Diskussionen in Verkehrsfragen nicht außer Acht gelassen werden."

Kontakt

Klammer Gabriel
Tiroler Wirtschaftskammer
Sparte Transport und Verkehr
MMag. Gabriel Klammer
T 05 90 90 5-1254
E gabriel.klammer@wktirol.at