Auf dem Arbeitsmarkt im Bezirk Landeck gab es 2022 im Vorjahresvergleich 53 % mehr offene Stellen. Nun ist es an der Politik, entlastende Maßnahmen umzusetzen. Lösungsvorschläge liegen auf dem Tisch.
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WK-Bezirksobmann Michael Gitterle.
Die Auswirkungen des Arbeits- und Fachkräftemangels stellen bereits viele Betriebe im Land vor enorme Herausforderungen. Das ging aus einer Umfrage des Market Instituts im Auftrag der WKÖ mit mehr als 3.000 Teilnehmer:innen (1.000 Unternehmer:innen, 2.000 Bürger:innen) hervor. Aufgrund des demografischen Wandels in unserer Gesellschaft wird sich die Problematik in den kommenden Jahren noch verschärfen.
Nach Einschätzung der Befragten der Umfrage lauten die Top 3 der sinnvollsten Maßnahmen zur Reduktion des Arbeitskräftemangels: 1. verbesserte Kinderbetreuung bzw. Ausbau der Kinderbetreuungszeiten (82 %); 2. mehr Beschäftigungsanreize für Arbeitslose (75 %); 3. Steuerbefreiung von Überstunden (72 %). Lösungsansätze, die nach Einschätzung von WK-Bezirksobmann Michael Gitterle auch im Bezirk Landeck zu einer Linderung der gegenwärtigen Herausforderungen am Arbeitsmarkt führen würden.
„Die Ansätze der Studie sind richtig und wichtig, aber damit ist es nicht getan. Wir brauchen, nach dem Muster der Schweiz, einen freien Arbeitsmarkt. Das heißt, wenn das AMS für eine offene Stelle in einem Betrieb mittels Ersatzkraftverfahren keine Mitarbeiter:innen findet, dann muss JEDE(R), der für die jeweilige Stelle qualifiziert ist, diese annehmen dürfen. Wichtig dabei ist, dass die Herkunft – egal ob EU-Bürger:in oder Drittstaatsangehörige:r – keine Rolle spielen darf,“ ist der Obmann der Wirtschaftskammer Landeck, Michael Gitterle, überzeugt.
Gitterle untermauert die Dringlichkeit auch mit einem aktuellen Zahlenbeispiel aus der Wintersaison 2022/2023: „Für die Wintersaison haben wir im November 2022 1.045 Mitarbeiter:innen im Bezirk Landeck gesucht, welche auf dem heimischen Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung standen. Aufgrund der Kontingentbeschränkung für Saisonniers konnten letztlich nur 199 Mitarbeiter:innen bewilligt werden und auch das nur nach vehementer Intervention seitens der Wirtschaftskammer. Derartige Diskrepanzen darf es nicht mehr geben“, fordert der WK-Bezirksobmann.
„Die vergebliche Suche nach Mitarbeiter:innen belastet und verärgert unsere fleißigen Unternehmer:innen tagtäglich. Die Kontingentierung von Arbeitsplätzen mutet aus der Zeit gefallen an und zeigt den veralteten und längst überholten Zugang unserer Politik zum Arbeitsmarkt“, stellt Michael Gitterle klar.
„Es ist auch nicht hinzunehmen, dass die Arbeitsmarktreform im Dezember vergangenen Jahres einfach als ‚gescheitert‘ erklärt wurde“, kritisiert der Landecker WK-Bezirksobmann. Es lagen ausgearbeitete Vorschläge auf dem Tisch, die etwa ein degressives Arbeitslosengeld oder die Einschränkung von Zuverdienstmöglichkeiten für Arbeitslose vorgesehen hatten. „Diese Maßnahmen würden einen deutlichen Beschäftigungsimpuls bringen“, fordert auch WK-Präsident Christoph Walser.
Anreize schaffen
Auch Anreize für die Rückkehr von Pensionist:innen in den Arbeitsmarkt würden eine Erleichterung schaffen. „Beim Thema ‚längeres Arbeiten‘ sprechen sich laut der Umfrage des Market Instituts 88 % der Unternehmen und 83 % der über 60-Jährigen für ein abgabenfreies Zusatzeinkommen aus“, argumentiert Michael Gitterle, „gerade mit Blick auf den fortschreitenden demografischen Wandel ist die Schaffung solcher Anreize besonders wichtig“.
Wie die von der WKÖ beauftragte Studie zeigt, stellen zudem steuerbefreite Überstunden einen großen Anreiz zur Mehrarbeit dar. Jede:r Zweite gab an, dass eine Steuerbefreiung die eigene Bereitschaft zu Überstunden erhöhen würde. Durch diese Maßnahme ließe sich vor allem die Schicht der jungen Berufstätigen für den Arbeitsmarkt mobilisieren. In der Altersgruppe zwischen 16 und 29 Jahren wären demnach 70 % der Befragten bereit, steuerbefreite Überstunden zu leisten.
Maßnahmen umsetzen
Ebenso würde eine Erleichterung der qualifizierten Zuwanderung sowie die bessere Integration von Asylwerber:innen in den Arbeitsmarkt Abhilfe schaffen. „Die Bundesregierung muss hier über ihren eigenen Schatten springen und einen neuen Anlauf für eine Arbeitsmarktreform nehmen, die auch wirklich funktioniert“, spricht sich WK-Präsident Christoph Walser für eine rasche Umsetzung der angesprochenen Maßnahmen aus.
Beim Thema der Kinderbetreuung hingegen gibt es von Seiten der wirtschaftlichen Interessensvertretung bereits erste Erfolge zu vermelden. Ein gesetzliches Anrecht auf Kinderbetreuung wurde im jüngsten Tiroler Koalitionsübereinkommen verankert. „Wir haben die Zusage der Landespolitik, dass an der Umsetzung bereits intensiv gearbeitet wird“, so WK-Präsident Christoph Walser.