12.04.2024    1 Bild

Dorftaxis: Gewerbliche Betreiber:innen können das besser

RegioFlink. Das Angebot des VVT in einigen Tiroler Gemeinden sorgt für Diskussionen. Das müsste nicht sein: Taxibetriebe können die innerörtliche Nachfrage gut und günstig abdecken.
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Markus Freund - Obmann der Tiroler Taxi-Innung.

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Ausgefallene Buslinien, ausgedünnte Linienverkehre und regelmäßige Probleme auf der Schiene. Das war und ist teilweise immer noch das Bild des Öffentlichen Nahverkehrs in Tirol. Während es bei Bus und Schiene holpert, steigt der Verkehrsverbund Tirol (VVT) jetzt ins Taxigeschäft ein.

Der Unmut in der Tiroler Taxibranche ist schon seit geraumer Zeit in den betroffenen Gemeinden groß. Grund dafür war die Einführung von RegioFlink in Wattens und dem Bezirk Reutte. Nun soll auch Jenbach dazu kommen. Dabei handelt es sich um ein Anruf-Sammeltaxi-System des VVT. „Wenn der VVT die Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) verbessert und mehr Tiroler:innen vom PKW auf die Busse und Züge des VVT bringt, ist das zu begrüßen. Es scheint jedoch langsam Schule zu machen, dass die öffentlichen Verkehrsträger Taxidienst anbieten – und das in Gemeinden, in denen es bereits eine sehr hohe Dichte an Taxibetrieben gibt“, meint Markus Freund, Obmann der Tiroler Taxibranche. So gibt es in Jenbach acht und in Wattens sieben gemeldete Taxiunternehmen. „In diesen Gemeinden haben wir eine sehr hohe Taxidichte. Es ist unverständlich, dass öffentliche Gelder in dieser Höhe für RegioFlink-Systeme notwendig sein sollen, wo man mit einem Taxigutscheinsystem und der bestehenden Infrastruktur eine mindestens gleichwertige Dienstleistung erreichen könnte – und das zu einem Bruchteil der Kosten.“

Für die Taxibetriebe vor Ort ist es sogar noch ärgerlicher: Mit einem RegioFlink-System zu subventionierten Preisen fehlt für die Unternehmen vor Ort der Markt, zumindest tagsüber. „Nachts sollen wir aber fahren. Das geht sich nicht aus“, meint Freund. Damit würde der lokale Taximarkt vor Ort langfristig wegbrechen und gleichzeitig Krankenbeförderungen, Schülertransporte und andere Grundversorgungen. Für die Gemeinden und den Steuerzahlen blieben hohe Kosten. „Wenn die Hälfte der Fahrten in Wattens geteilte Fahrten sind, bedeutet das auch, dass die andere Hälfte einer Privattaxifahrt gleicht. Dafür spricht auch die Tatsache, dass alle 200 Meter eine virtuelle Haltestelle eingerichtet wurde. 120.000 Euro jährlich für die Gemeinde stehen da wohl nicht im Verhältnis“, so Freund.

Andere Regionen in Österreich sind von Lösungen wie RegioFlink aufgrund der enorm hohen Kosten und zum Teil missbräuchlicher Verwendungen wieder abgegangen. Das erwartet sich die Taxibranche auch für Tirol. „Wir sind in der Lage, den Gemeinden attraktive Angebote zu machen. Damit können diese einen wirtschaftlichen Betrieb sicherstellen“, betont der Obmann. Die Behauptung, dass es Gespräche mit Taxianbietern in Jenbach gegeben hätte und diese wegen fehlender Personal- und Fahrzeugkapazitäten abgewunken hätten, kann Obmann Markus Freund nicht nachvollziehen. Schließlich ist auch er in diesem Gebiet tätig und hat keine Anfrage erhalten. „Ich lade alle Gemeinden Tirols dazu ein, in Kontakt mit der Interessenvertretung der Taxibranche zu treten. Wir laden seit Jahren Gemeinden ein, in Fragen der Mikro-ÖV-Mobilität (Ortstaxi-Lösungen und ähnliches) gerne jederzeit auf uns zuzukommen“, so Freund, „die Branchenvertretung verfügt über die entsprechende Expertise und kann entsprechende Partner in der Region vermitteln.“

Markus Freund verweist in diesem Zusammenhang auch auf CALEMO, das kürzlich seinen ersten Geburtstag gefeiert hat. Bei CALEMO handelt es sich um einen digitalen Taxigutschein, der sich ideal für Senioren- und Jugendtaxis in Gemeinden eignet, in manchen Gemeinden wie etwa Kolsass aber auch als Anbindung zum Bahnhof genutzt wird. Hier werden den Gemeinden ausschließlich eingelöste Taxigutscheine verrechnet. Es gibt keinen teuren Overhead im Hintergrund und auch keine Kosten für die Bereitstellung - den wohl teuersten Bereich des RegioFlink. „Bei CALEMO zahlt die Gemeinde wirklich nur die gefahrenen Kilometer. Die Kosten belaufen sich auf einen Bruchteil – nicht einmal ein Zehntel des Budgets, das Gemeinden und VVT (und damit der Steuerzahler) für RegioFlink aufwenden müssen.“ Die Gutscheine können zudem so eingeschränkt werden, dass nur die Personen das Mobilitätsguthaben einlösen können, die es auch bekommen sollen. Damit kann Missbrauch ausgeschlossen werden. Anders als beim RegioFlink kann außerdem jedes Taxiunternehmen in Tirol kostenlos mitmachen und die Personen mit Gutscheinen befördern. „Angst vor Kapazitätsgrenzen wie in Jenbach braucht man also nicht haben.“, sagt Freund. „Mit CALEMO lässt sich eine Lösung für ganz Tirol erzielen und nicht nur für einzelne Gemeinden“, betont Freund.

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