07.07.2025    1 Bild

Tiroler Druckereien kritisieren Landesdruckerei: „Mitbewerb bedroht regionale Wirtschaft“

Fehlende Transparenz und staatlich finanzierte Konkurrenz gefährden regionale Betriebe. Die Tiroler Wirtschaftskammer fordert fairen Wettbewerb und regionale Auftragsvergabe.
© WK Tirol/Die Fotografen / Abdruck honorarfrei

Dietmar Hernegger – WK-Bezirksobmann Innsbruck Stadt

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Die Eröffnung der neuen Landesdruckerei durch das Land Tirol wird von der heimischen Druckbranche mit großem Unverständnis aufgenommen. Seit der Ankündigung des Projekts im Oktober 2023 herrscht Gesprächsbedarf – doch trotz mehrfacher Bemühungen um Dialog gab es bisher kaum Informationen seitens des Landes. Die Wirtschaftskammer Tirol sieht die Entwicklung mit Sorge und appelliert an die Politik, den Schulterschluss mit der regionalen Wirtschaft nicht zu verlieren.

„Wir sind nicht nur enttäuscht – wir sind verärgert“, bringt Dietmar Hernegger, Bezirksobmann Innsbruck-Stadt in der Tiroler Wirtschaftskammer, die Stimmung auf den Punkt. „Dass rund 10 Millionen Euro an Steuergeldern in eine eigene Druckerei samt neuer Hochleistungsmaschine fließen – und damit ein direkter Mitbewerb zu unseren Betrieben geschaffen wird – ist nicht nachvollziehbar. Noch unverständlicher ist aber, dass die öffentliche Hand nicht den Dialog mit der Branche gesucht hat, sondern Informationen nur über Medien durchsickern.“

Schon beim Spatenstich im Oktober 2023 zeigten sich viele Betriebe irritiert. Ein persönliches Gespräch mit den Verantwortlichen blieb aus: „Bis heute haben wir keine schlüssige Antwort erhalten, warum das Land diesen Schritt gesetzt hat. Bisher war es gelebte Praxis, dass ein Großteil der Druckaufträge der öffentlichen Hand an unsere leistungsfähigen, regionalen Betriebe ging – und plötzlich wird mit dem Argument der Regelkonformität alles übergangen, inklusive jeglicher Einbindung der Branche“, so Hernegger und fügt hinzu: „Es macht uns nicht gerade glücklich, wenn wir wesentliche Entwicklungen aus Medienberichten erfahren, keine Einladung zur Eröffnung erhalten – und dann erklärt wird, es gäbe keine Konkurrenz. Das ist ein Affront gegenüber einem gesamten Berufsstand.“

Sybille Regensberger, Spartenobfrau Information und Consulting der WK Tirol, betont den Wert der Regionalität: „Wer ‚Ja zu Tirol‘ sagt, muss auch ‚Ja zur heimischen Wirtschaft‘ sagen. Regionalität ist kein Schlagwort, sondern ein wirtschaftspolitisches Prinzip. Gerade die Druckereien im Land stehen für Qualität, Verlässlichkeit und Verantwortung. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit müssen öffentliche Mittel mit besonderer Achtsamkeit eingesetzt werden – und das heißt auch: Aufträge gehören zu regionalen Anbietern, die Arbeitsplätze sichern und Wertschöpfung im Land halten.“

Peter Aschenbrenner, Fachgruppenobmann der Druckereien, warnt eindringlich vor langfristigen Folgen: „Wir reden hier nicht von politischem Bauchweh, sondern von realen wirtschaftlichen Auswirkungen. Unsere Druckereien schaffen Arbeitsplätze, bilden Lehrlinge aus, zahlen Steuern und investieren in neue Technologien. Wenn diese Betriebe durch einen landeseigenen Mitbewerber unter Druck geraten, steht mehr auf dem Spiel als einzelne Aufträge – nämlich Ausbildungsplätze, berufliche Perspektiven und die Zukunft einer ganzen Branche.“

Die Tiroler Wirtschaftskammer fordert daher erneut eine offene und transparente Auseinandersetzung mit den Verantwortlichen im Land. Es geht nicht um Protektionismus, sondern um partnerschaftliche, nachhaltige Wirtschaftspolitik. „Wenn das Land Tirol Regionalität ernst nimmt, dann müssen auch Druckaufträge in der Region bleiben. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist jeder Auftrag für unsere Betriebe entscheidend. Diese 10 Millionen wären im regionalen Wirtschaftskreislauf besser aufgehoben gewesen“, so Hernegger abschließend.

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