05.07.2023    1 Bild

Tiroler Gewerbe & Handwerk: Stimmung trübt sich ein - Gegensteuern notwendig

Die generelle Wirtschaftsflaute erreicht auch das Gewerbe und Handwerk. Damit daraus keine Rezession für die ganze Sparte wird, braucht es gezielte Impulse seitens der Politik.
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Franz Jirka – Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk

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Die regelmäßige Konjunkturbeobachtung durch die KMU Forschung Austria lässt präzise Einblicke in die Lage der Betriebe im Gewerbe und Handwerk zu. Das 2. Quartal gestaltet sich für die Tiroler Firmen herausfordernd. Die gedämpfte Stimmung ist in sämtlichen Indikatoren erkennbar: Die Auftragseingänge bzw. Umsätze im 1. Quartal 2023 sind wertmäßig um 0,8 % gegenüber dem 1. Quartal 2022 gesunken. Damit zeigt sich eine deutliche Verschlechterung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (damals meldeten die Betriebe eine Steigerung um +5,7 %). Auch die Geschäftslage hat einen Knick nach unten bekommen: Die Tiroler Gewerbe- und Handwerksbetriebe beurteilen die Geschäftslage im 2. Quartal 2023 mit +6 %-Punkten weitaus schlechter als im Vorjahresquartal (+24 %-Punkte). Ein Lichtblick ist, dass per Saldo die Unternehmen mit einem guten Geschäftsverlauf weiterhin überwiegen. Für das 3. Quartal 2023 überwiegen hingegen per Saldo die pessimistischen Einschätzungen um -5 %-Punkte. Die Erwartungen in Hinblick auf die Auftragseingänge/Umsätze sind damit spürbar schlechter als im Vorjahresquartal (+2 %-Punkte).

Negative Entwicklung in der Bauwirtschaft
Die Ergebnisse dieser bundesweiten Befragung spiegeln sich auch im Top Tirol Konjunkturbarometer der WK Tirol wider: Die Bauwirtschaft steckt in einer Rezession. Der Geschäftsklimaindex, der Mittelwert der aktuellen Lage und der Erwartungen für die kommenden 6 Monate, liegt derzeit insgesamt auf einem niedrigen Wert (+10 %), in der Bauwirtschaft sogar im negativen Bereich (-11 %). Auftragslage und Auftragserwartung sind quer über alle Branchen gebremst, besonders negativ in der Bauwirtschaft, wo 74 % der Betriebe Auftragsrückgänge erwarten. „Die verschärften Kreditregeln bei Eigenkapital und Einkommen schlagen hier voll durch. Es sind Anpassungen mit Augenmaß dringend erforderlich. So braucht es etwa die von Landeshauptmann Mattle wiederholt eingeforderte Anerkennung von Landesdarlehen an private Häuslbauer und Wohnungskäufer als Eigenkapitalersatz“, betont Spartenobmann Franz Jirka. Die Entwicklung im Bau darf nicht isoliert betrachtet werden: Am Bau- und baunahen Gewerbe hängen auch viele andere Gewerbebetriebe mit Vorleistungen und Zulieferungen. 

Reparaturbonus rasch reparieren und ausweiten
Als sehr positives Instrument sieht Spartenobmann Franz Jirka den Reparaturbonus, der im April 2022 für Elektro- und Elektronikgeräte auf Bundesebene eingeführt wurde. Aber nicht nur elektronische Geräte können repariert werden, sondern z. B. auch Fahrräder, Musikinstrumente, Möbel oder auch Kleidung. Weiters alle keramischen Produkte, wie z. B. Öfen oder Fliesen, Fenster, Dichtungen, Rohre, Schmuck und Uhren. „Im Sinne der Nachhaltigkeit sollte daher auch auf Landesebene ein Reparaturbonus für all jene Produkte eingeführt werden, die nicht unter die Bundesaktion fallen. Die Richtlinien und Förderhöhe sollten analog zur Bundesebene gestaltet werden“, fordert Jirka. Zudem drängt der Spartenobmann auf eine rasche Neuauflage des Reparaturbonus auf Bundesebene, wo bekanntlich aufgrund von Missbrauchsvorfällen die Richtlinien überarbeitet werden. „Es ist schade, dass dieses wirksame und nachhaltige Instrument negativ in die Schlagzeilen gekommen ist. Rund 99 % der Betriebe haben die Förderung korrekt abgewickelt, das geht in der Diskussion völlig unter“, so Jirka. 

Faire regionale Vergaben
Auf Landesebene erwartet sich Franz Jirka eine gemeinwohlorientierte Preisgestaltung seitens der Energieerzeugungsunternehmen im öffentlichen Eigentum. Auch die regionalen Wirtschaftskreisläufe sind für die Tiroler Wirtschaft sehr wichtig. Wenn es gelingt, dass vermehrt heimische Klein- und Mittelunternehmen an öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen, bleibt die Wertschöpfung in den Gemeinden und Bezirken, denn „Regional vergeben heißt, die Region nachhaltig beleben“, betont der Spartenobmann, „wir appellieren an das Land Tirol, die Gemeinden und alle öffentlichen Auftraggeber, weiterhin gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Tirol ihre Aufträge regional und fair zu vergeben.“ Die Schwellenwertverordnung sollte aus Sicht von Franz Jirka nicht nur verlängert, sondern valorisiert und in Dauerrecht übergeführt werden. Da die EU-Schwellenwerte im Baubereich höher sind und damit Österreichs Spielraum größer ist, fordert Jirka zudem eine Verdoppelung der Schwellenwerte für das nicht offene Verfahren im Baubereich.

Impulse auf allen Ebenen
Um den Betrieben mehr Spielraum zu verschaffen, braucht es Impulse auf allen Ebenen seitens der Politik. Mit der aktuellen Lage bekommen langjährige Forderungen der WK Tirol neue Aktualität: Die Steuerquote, insbesondere die Lohnnebenkosten, müssen drastisch gesenkt werden. Auch der Abbau von Bürokratie verschafft den Betrieben mehr Luft. Darüber hinaus besteht dringender Handlungsbedarf beim Arbeitskräftemangel. Hier muss an allen Stellschrauben gedreht werden, von der Kinderbetreuung über Steuerbefreiung bei Überstunden bis hin zur qualifizierten Zuwanderung.

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Kontakt

Holaus Karolina
Tiroler Wirtschaftskammer
Sparte Gewerbe und Handwerk
Dr. Karolina Holaus
T 05 90 90 5-1432
M karolina.holaus@wktirol.at