16.01.2023    2 Bilder

Was die Betriebe im Bezirk Lienz im neuen Jahr brauchen

Tirols Betriebe als stabilisierender Faktor
© Philipp Brunner

WK-Bezirksobfrau für Lienz Michaela Hysek-Unterweger

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Die Ausgangslage zu Jahresbeginn war schon einfacher. Seit nunmehr fast drei Jahren sieht sich die Tiroler Wirtschaft mit einer Situation konfrontiert, in der nichts mehr so ist, wie es „vorher“ war. Die Belastung durch Corona ist zwar in den Hintergrund getreten, seit 24. Februar sorgt jedoch der Ukraine-Krieg für neue Turbulenzen. Lieferengpässe, Inflation und massive Einschränkungen bei der Planbarkeit machen den Tiroler Betrieben zu schaffen. „Die beiden größten Herausforderungen sind jedoch eindeutig die Energiekosten und der Arbeitskräftemangel. Dazu brauchen die Betriebe die Unterstützung der Politik“, stellt WK-Präsident Christoph Walser fest.

Die Wirtschaftskammer hat das den politischen Entscheidungsträger:innen klar kommuniziert. Die Botschaft ist angekommen: Der Energiekostenzuschuss 1 wird bis Dezember 2022 verlängert, für das Jahr 2023 kommt der Energiekostenzuschuss 2. Die Förderintensität der für KMU wichtigen Stufe 1 wird von 30 % auf 60 % verdoppelt und der Zugang erleichtert. „Damit ist Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe in diesem Bereich – gerade im Vergleich mit Deutschland – gesichert. Nun sind auch beim Fachkräftemangel mutige Weichenstellungen nötig, die einerseits die Potenziale im Inland aktivieren, und andererseits eine qualifizierte Zuwanderung ermöglichen“, fordert der WK-Präsident.

Wenn die Politik auch diese Hausaufgabe erledigt, können die heimischen Betriebe ihre Stärken ausspielen. In allen Krisen zeigt sich nämlich deutlich, dass die Tiroler Firmen und ihre Mitarbeiter:innen einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die Lage zu stabilisieren. Sie passen sich immer wieder rasch an geänderte Bedingungen an und erschließen mit innovativen Produkten und Dienstleistungen neue Chancen. „Ohne unternehmerischen Mut und Risikobereitschaft würde die aktuelle Situation ganz anders aussehen – auch in den wichtigen Bereichen Nachhaltigkeit und Digitalisierung, in denen sich die Wirtschaft laufend als Treiber der Entwicklung erweist“, erklärt WK-Präsident Christoph Walser.

Nachhaltige Regionalentwicklung

Das Jahr 2022 brachte neuerlich große Herausforderung für die Osttiroler Wirtschaft mit sich: Neben den schon seit längerem relevanten ökologischen, demografischen und technologischen Umbrüchen sahen sich die Unternehmer:innen unerwartet mit den Folgen eines Krieges in Europa konfrontiert. Osttirols Wirtschaft konnte die widrigen Umstände in Summe gut meistern.

„Die Arbeitslosigkeit ist im Jahresschnitt 2022 auf ein vergleichsweise niedriges Niveau von voraussichtlich 4,5 % gesunken. Dies bringt den Menschen im Bezirk eine positive Entwicklung bei den Einkommen – die Bruttowertschöpfung pro Einwohner:in ist in den letzten Jahren auf einen Wert von EUR 35.500 pro Kopf oder insgesamt EUR 1,7 Mrd. gestiegen. 3.225 aktive Wirtschaftskammer-Mitgliedsbetriebe beschäftigen knapp 15.500 Menschen. Über 200 Unternehmensneugründungen im Jahr zeugen von der anhaltenden positiven Dynamik der regionalen Wirtschaft“, fasst Bezirksobfrau Michaela Hysek-Unterweger die Situation im Bezirk zusammen, „zudem konnte der negative Trend bei der Bevölkerungsentwicklung im Bezirk in den vergangenen zwei Jahren gestoppt werden“.

In den kommenden Jahren ist es notwendig, diese Entwicklung konsequent fortzusetzen. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass sich – speziell in unserem Bezirk – wirtschaftlicher Erfolg und nachhaltige Entwicklung nicht ausschließen. „Nachhaltige Wirtschaftsmodelle haben nicht nur einen positiven Einfluss auf Menschen und Natur, sondern sind auch wirtschaftlich zukunftsfähiger und langfristig profitabler. Sie tragen zudem dazu bei, die guten Lebensbedingungen in der Region zu erhalten und weiter zu stärken. Ein nachhaltiger Lebensraum ist gleichermaßen attraktiv für die Menschen und die Unternehmen“, so die Bezirksobfrau. Osttirol als „Ort guten Lebens“ kann Vorreiter im Bereich des nachhaltigen Wirtschaftens sein. Es gilt daher, ein modernes Nachhaltigkeitsverständnis in der Region zu etablieren.

Im Jahr 2023 beschäftigt sich die Wirtschaftskammer im Bezirk Lienz konkret mit der Erschließung von rechtlichen Rahmenbedingungen im Bereich Nachhaltigkeit. Schwerpunkte sind dabei die Taxonomieverordnung, das Lieferkettengesetz und Vorschriften im Bereich der Kreislaufwirtschaft. Die Bezirksstelle Lienz unterstützt in diesem Zusammenhang die Forderung nach dem Ausbau von erneuerbarer Energie im Bezirk, wie etwa der Wasserkraft, Fotovoltaik oder Biomasse. „Die angestrebte Energie-Plus-Region kann die regionale Wertschöpfung weiter steigern, einen positiven Beitrag zur Eindämmung der Klimakrise leisten und attraktiv für innovative Unternehmer:innen sein“, ist Hysek-Unterweger überzeugt.

Fachkräftemangel

Der Arbeitsmarkt in Osttirol ist speziell seit dem Beginn der Corona-Pandemie ähnlich angespannt, wie in gesamt Österreich. Große Potenziale für Arbeitskraft können zum einen durch den Ausbau ganztägiger Kinderbetreuungseinrichtungen entstehen. Hier fordert die Bezirksstelle Lienz für alle 33 Osttiroler Gemeinden die Verfügbarkeit von adäquaten Betreuungsmöglichkeiten, welche von den Eltern innerhalb von 15 Minuten erreichbar sind. Zum anderen muss es gelingen, einen Teil der fast 4.000 Auspendler:innen in den Bezirk zurückzuholen. „Positiv haben sich im letzten Jahr die Lehrlingszahlen entwickelt. Bezirksweit werden wieder mehr als 800 Lehrlinge in den Betrieben ausgebildet“, freut sich die Bezirksobfrau.

Die Wohnbevölkerung hat in Osttirol in den letzten 10 Jahren um 500 Personen abgenommen. „Unser Bezirk braucht in Zukunft einen jährlichen Zuwanderungsüberschuss von 100 Personen, um Schrumpfungsprozesse in den kommunalen Bereichen, der Daseinsvorsorge sowie der Wirtschaft zu vermeiden. In den letzten Jahren waren sowohl die Wanderungsbilanz als auch die Geburtenstatistik des Bezirkes negativ. Die Weichenstellungen in Bezug auf die geordnete Zuwanderung von Arbeitskräften aus Drittstaaten sowie die Umsetzung einer praxistauglichen Rot-Weiß-Rot-Karte sind in diesem Zusammenhang ehestmöglich vorzunehmen. Das beschleunigte Fachkräfteverfahren in Deutschland kann diesbezüglich als taugliches Praxisbeispiel verstanden werden“, so Hysek-Unterweger.

Bildungsoffensive

Wirtschaft und Gesellschaft sind aufgrund der globalen Krisen massiv im Wandel. Mit der Zunahme von Komplexität in der Wirtschaft und der Arbeitswelt rückt Bildung in den Mittelpunkt einer erfolgreichen Entwicklung der Region. Neue Ansätze in der Aus- und Weiterbildung, mobiles Arbeiten und steigende Automatisierung von Verwaltungs- und Routineaufgaben prägen immer mehr die Arbeits- und Bildungswelt.

Eine Arbeitsgruppe hat im Auftrag des Landes Tirol ein Strategiepapier zum Thema UNI-Ausbildung im Bezirk Lienz ausgearbeitet. In Fach- und Expertengesprächen hat sich das Dreieck „Natur – Mensch – Technik“ als genuiner Wissens- und Lernraum Osttirols herauskristallisiert. „Derzeit trifft die inhaltliche Ausrichtung des Campus Lienz weder die Interessen der Unternehmen in Osttirol, noch ist eine Konzentration auf das genannte Themendreieck erkennbar“, kritisiert die Bezirksobfrau Hysek-Unterweger. „Der produzierende Bereich steht und fällt nicht zuletzt mit der Qualifikation der Mitarbeiter:innen und dem Vorhandensein von Arbeitskräften. Der internationale Wettbewerbsdruck bedingt zudem eine große Innovationskraft“, erklärt Michaela Hysek-Unterweger weiter, „dafür ist Forschung und Entwicklung in einer universitären Forschungseinrichtung oder sogar eigenen F&E-Abteilung maßgeblich“.

In der Fachberufsschule Lienz kann derzeit kein „tirolweiter“ Schwerpunkt gebildet werden. Im Nachbarbezirk Kitzbühel ist dies bereits Realität. Das liegt unter anderem daran, dass es im Bezirk Lienz keine Unterkünfte für Lehrlinge aus anderen Bezirken gibt. „Auch für den Ausbau des universitären Bildungsangebotes braucht es attraktiven Wohn- und Lebensraum für Schüler:innen und Studierende. Dafür sind geeignete Heimplätze in Lienz notwendig. Es muss daher rasch die Errichtung eines attraktiven Lehrlings-, Schüler:innen- und Studierendenheimes in Lienz realisiert werden“, fordert die Bezirksobfrau.

Unterstützung für Familienbetriebe

Ein gesundes Maß an Optimismus und das Selbstbewusstsein, in der Vergangenheit viele Herausforderungen gemeistert zu haben, bilden für jedes Unternehmen die Basis für nachhaltigen Erfolg. „Exemplarisch kann hier die Tourismusbranche genannt werden. Diese hat sich nach den Corona-Restriktionen wieder gut erholt und im Sommer 2022 die Nächtigungen auf 1,24 Mio. gesteigert. Bemerkenswert ist der Anteil an österreichischen Gästen von rund 30 %. Auch gelingt es in unserem Bezirk, Betriebsübernahmen erfolgreich zu gestalten und einen Ausverkauf der vielen Familienbetriebe zu verhindern“, lobt Hysek-Unterweger das Engagement der heimischen Betriebe.

„Die neuen Richtlinien für die Wirtschaftsförderung des Landes Tirol werden demnächst veröffentlicht. Trotz der hohen Ausgaben zur Bewältigung der Pandemie und der ständig steigenden Kosten für den Gesundheitsbereich konnte das Fördervolumen im Wesentlichen beibehalten werden“, freut sich die Bezirksobfrau. Osttirol ist somit weiterhin EU-Regionalfördergebiet, womit auch der bestehende Regionalbonus von 2,5 % bei Investitionsprojekten aufrecht bleibt.

„Wenn es die Rahmenbedingungen den Unternehmer:innen im Bezirk ermöglichen, den eingeschlagenen Transformationspfad in Bezug auf Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Innovation dynamisch fortzusetzen, wird die Wirtschaftsentwicklung in Osttirol auch in der Zukunft erfolgreich sein“, blickt Bezirksobfrau Michaela Hysek-Unterweger optimistisch auf das anbrechende Jahr.

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Pressegespräch im Zuge des Neujahrsempfangs 2023 der WK-Bezirksstelle Lienz
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Neujahrsempfang 2023 in Lienz
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Kontakt

Lobenwein Reinhard
Tiroler Wirtschaftskammer
Bezirksstelle Lienz
Mag. Reinhard Lobenwein
T 05 90 90 5-3516
E reinhard.lobenwein@wktirol.at