12.01.2022    3 Bilder

Konjunkturbarometer: Im Frühjahr kommt der Aufschwung zurück

Wie geht es den Betrieben aktuell? Welche Prognose gibt es für 2022? Wo liegen die größten Herausforderungen? Antworten auf diese Fragen liefert das Top Tirol Konjunkturbarometer.
© WK Tirol / Die Fotografen

WK-Präsident Christoph Walser (l.) mit Stefan Garbislander, Leiter der WK-Abt. Wirtschaftspolitik und Strategie.

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Die aktuelle Ausbreitung von Omikron stellt für die Wirtschaft eine massive Herausforderung dar. WK-Präsident Christoph Walser appelliert an die Betriebe, deren Mitarbeiter und Kunden, die verschärften Maßnahmen mitzutragen: „Mir ist klar, dass beispielsweise die Kontrollpflichten einen beträchtlichen Mehraufwand für die Betriebe darstellen. Wenn sich damit Lockdowns verhindern lassen, ist diese zusätzliche Anstrengung auf jeden Fall gerechtfertigt.“

Rückblick 2021 und aktuelle Lage

Die wirtschaftlichen Konsequenzen der Corona- Pandemie treffen Tirol im Bundesländer-Vergleich nach wie vor überproportional. Die entgangene Wertschöpfung nach fast zwei Jahren Pandemie beträgt „netto“ rund 5 Milliarden Euro. Die Ursache für diesen großen Einbruch liegt im hohen Anteil an wirtschaftsbezogenen Dienstleistungen. Besonders Beherbergung, Gastronomie, Seilbahnwirtschaft und Handel sind im Vergleich zu anderen Bundesländern in Tirol stark ausgeprägt. Damit sank auch die Wirtschaftsleistung in Tirol 2021 mit -10 % stärker als im Bundesschnitt (-6,7 %). Auf der anderen Seite erweisen sich die exportorientierte Industrie, das Gewerbe und die Bauwirtschaft einmal mehr als Träger der Konjunktur. Die hohe Nachfrage nach Qualitätsprodukten „Made in Tyrol“ führte zu einem neuen Exportrekord: Auf das Gesamtjahr 2021 gerechnet kann von einem Exportwachstum von etwas mehr als 1 Milliarde Euro ausgegangen werden. Somit dürfte die Tiroler Wirtschaft 2021 erstmals die Grenze von 14 Milliarden Euro an Warenexporten (nach 12,9 Milliarden 2020) erreicht haben.

Tirol Prognose für 2022

Die Prognose hängt stark davon ab, ob es einen weiteren Lockdown geben wird oder nicht. Wenn es gelingt, die Situation mit der Kombination der verfügbaren Maßnahmen zu kontrollieren, ist mit einem Anstieg der realen Bruttowertschöpfung im Jahr 2022 im Vergleich zum Jahr 2021 von rund 5 % bis 6 % zu rechnen. Bei den Nächtigungen ist in der Wintersaison ein Rückgang von 25 % bis 35 % im Vergleich zur Vor-Corona-Wintersaison 2018/19 zu erwarten. Sollte allerdings im ersten Quartal ein Lockdown kommen, wird dieser Rückgang bei 50 % bis 65 % liegen. In diesem Fall dürfte die Wirtschaftsleistung in Tirol im Jahr 2022 im Vergleich zum Jahr 2021 nur um rund 3 % bis 4 % steigen. Deutlich optimistischer sind die Erwartungen für Frühjahr und Sommer, da wie in den vergangenen Jahren mit einem abgeschwächten Infektionsgeschehen zu rechnen ist. Als Träger der Konjunktur erweisen sich erneut der produzierende Sektor und die Bauwirtschaft. Eine wichtige Konjunkturstütze im zweiten und dritten Quartal 2022 wird auch der private Konsum sein. Die Tiroler Haushalte dürften schätzungsweise rund eine Milliarde Euro seit Beginn der Pandemie zusätzlich gespart haben. Schließlich ergeben sich auch neue Chancen für den Sommer-Tourismus: Da Fern- und Überseereisen weiterhin nur reduziert stattfinden, wird Tirol als „corona-sichere“ Destination in der Sommersaison profitieren.

Die größten Herausforderungen

Die drei größten betrieblichen Problemzonen für die Betriebe zeigt das WKÖ-Wirtschaftsbarometer: An erster Stelle steht für die Unternehmen der Arbeitskräftemangel (79 %), gefolgt von steigenden Energiepreisen (64 %) und stockenden Lieferketten (58 %). Eine Herausforderung für den Arbeitsmarkt – trotz der tendenziell positiven Erwartungen – wird das Thema Langzeitarbeitslosigkeit. Seit 2019 stieg die Anzahl der Langzeitarbeitslosen um 150 % auf 2.450 Personen an. „Neben dem seit Herbst 2021 bestehenden Beihilfen-Programm „Sprungbrett“ muss daher die Förderung der innerbetrieblichen Ausbildung („Qualifikation nach Maß“) unbedingt verstärkt werden“, fordert Christoph Walser.

„Tirol-Bonus“ soll Energiepreise dämpfen

Im Bereich Energie stellt sich die Entwicklung geradezu dramatisch dar: In den vergangenen zwölf Monaten stieg der österreichische Strompreisindex um mehr als 100 %, der österreichische Gaspreisindex um 600 %. Mittelfristig ist mit keiner Entspannung zu rechnen. Auch die Einführung der CO2-Bepreisung zur Jahresmitte 2022 wird die Energiepreise weiter nach oben treiben. „Daraus ergeben sich zwei Schlussforderungen“, erklärt Stefan Garbislander, Leiter Wirtschaftspolitik, Innovation & Strategie in der Tiroler Wirtschaftskammer: „Einerseits müssen die Betriebe ihre Kosten senken, etwa durch die Deckung des Eigenbedarfs mittels Photovoltaik oder der Steigerung der Effizienz. Andererseits sollte diese Energiepreis-Explosion durch einen Tirol-Bonus seitens des Landes abgefedert werden.“ Der konkrete Vorschlag der WK Tirol lautet: In den Sommermonaten erzeugt das Landesunternehmen TIWAG regelmäßig mehr Strom aus Wasserkraft als nachgefragt wird. „In diesen Monaten des Strom-Überschusses sollte die TIWAG im Jahr 2022 ihren Geschäfts- und Privatkunden einen Strompreis-Bonus zukommen lassen“, fordert WK-Präsident Walser.

Lehren aus den zwei Corona-Jahren

Die beiden Corona-Jahre haben schonungslos Schwächen zu Tage gefördert, aber auch neue Chancen aufgezeigt. „Allem voran hat sich gezeigt, dass die heimischen Betriebe in der Lage sind, schnell und professionell auf neue Herausforderungen zu reagieren“, erklärt Christoph Walser. Von der Politik erwartet der Präsident mehr Verlässlichkeit und Berechenbarkeit anstatt Ho-ruck-Maßnahmen. Zudem sollte das Verhältnis zwischen dem Dienstleistungssektor und dem Produktionssektor ausgewogener werden. „Wir müssen dafür die Rahmenbedingungen für den produzierenden Bereich deutlich verbessern. Das betrifft Genehmigungsverfahren, die Raumordnung und die Wirtschaftsförderung“, fordert Walser. Und für den Tourismus bietet die erhöhte Nachfrage in der Sommersaison die Möglichkeit für viele Betriebe, zu einem Ganzjahres-Betrieb zu kommen.

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Garbislander Stefan
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Mag. Stefan Garbislander
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