16.01.2023    1 Bild

Was die Betriebe im Bezirk Kufstein im neuen Jahr brauchen

Tirols Betriebe als stabilisierender Faktor
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WK-Bezirksobmann für Kufstein, Manfred Hautz beim Pressegespräch.

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Die Ausgangslage zu Jahresbeginn war schon einfacher. Seit nunmehr fast drei Jahren sieht sich die Tiroler Wirtschaft mit einer Situation konfrontiert, in der nichts mehr so ist, wie es „vorher“ war. Die Belastung durch Corona ist zwar in den Hintergrund getreten, seit 24. Februar sorgt jedoch der Ukraine-Krieg für neue Turbulenzen. Lieferengpässe, Inflation und massive Einschränkungen bei der Planbarkeit machen den Tiroler Betrieben zu schaffen. „Die beiden größten Herausforderungen sind jedoch eindeutig die Energiekosten und der Arbeitskräftemangel. Dazu brauchen die Betriebe die Unterstützung der Politik“, stellt WK-Präsident Christoph Walser fest.

Die Wirtschaftskammer hat das den politischen Entscheidungsträger:innen klar kommuniziert. Die Botschaft ist angekommen: Der Energiekostenzuschuss 1 wird bis Dezember 2022 verlängert, für das Jahr 2023 kommt der Energiekostenzuschuss 2. Die Förderintensität der für KMU wichtigen Stufe 1 wird von 30 % auf 60 % verdoppelt und der Zugang erleichtert. „Damit ist Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe in diesem Bereich – gerade im Vergleich mit Deutschland – gesichert. Nun sind auch beim Fachkräftemangel mutige Weichenstellungen nötig, die einerseits die Potenziale im Inland aktivieren, und andererseits eine qualifizierte Zuwanderung ermöglichen“, fordert der WK-Präsident.

Wenn die Politik auch diese Hausaufgabe erledigt, können die heimischen Betriebe ihre Stärken ausspielen. In allen Krisen zeigt sich nämlich deutlich, dass die Tiroler Firmen und ihre Mitarbeiter:innen einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die Lage zu stabilisieren. Sie passen sich immer wieder rasch an geänderte Bedingungen an und erschließen mit innovativen Produkten und Dienstleistungen neue Chancen. „Ohne unternehmerischen Mut und Risikobereitschaft würde die aktuelle Situation ganz anders aussehen – auch in den wichtigen Bereichen Nachhaltigkeit und Digitalisierung, in denen sich die Wirtschaft laufend als Treiber der Entwicklung erweist“, erklärt WK-Präsident Christoph Walser.

Raumordnung

Der Bezirk Kufstein beheimatet rund 6.000 Betriebe und kann wirtschaftlich mit einer enormen Vielfalt aufwarten. Aufgrund der günstigen geografischen Lage und der direkten Anbindung an Europas Nord-Süd-Achse sind im Bezirk verstärkt Gewerbe-, Industrie- und Handelsbetriebe sowie die Transportwirtschaft angesiedelt. Das breite Inntal stellt einen dynamischen Siedlungs- und Wirtschaftsraum dar. Dieser Raum muss den ansässigen Unternehmen für ihre zukünftige Entwicklung aber auch zur Verfügung stehen. Um den Betrieben im Bezirk Kufstein den Entwicklungsraum zu geben, den sie benötigen, wird aus Sicht von Bezirksobmann Manfred Hautz die Widmung gewerblicher Vorsorgeflächen im Bezirk dringend notwendig. „Analog zu den bestehenden landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen ist es für die Planungsverbände wichtig, Regionalprogramme für gewerbliche Vorsorgeflächen in Abstimmung mit den Gemeinden und der regionalen Wirtschaft zu entwickeln“, so der Bezirksobmann. Auf diese Weise sollen auch in Zukunft die Erweiterung und Ansiedlung neuer Betriebe in allen Regionen Tirols sichergestellt werden. „Im Zuge des Ausbaus der Brennerbasistunnel-Strecke ergibt sich hier die Möglichkeit, ein Pilotprojekt für gewerbliche Vorsorgeflächen im Gewerbegebiet Schaftenau, mit direkter Autobahnanbindung zu starten“, schlägt Hautz vor.

Zudem will sich die WK-Kufstein dafür einsetzen, dass ihren Mitgliedern der Zugang zu landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen bei Betriebserweiterungen erleichtert wird. „Zunehmend stellt sich die flächendeckende Ausweisung der landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen als Problem bei Betriebserweiterung dar. Betriebserweiterungen sollten als ‚öffentliches Interesse‘ eingestuft werden und dadurch ein leichterer Zugang zu entsprechend gewidmeten landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen gewährleistet werden. Bei einem Anlassfall in Münster kämpft ein Unternehmer seit Jahren um die Widmung von 1.400m2 Fläche zur Erweiterung seines Betriebes“, beschreibt Manfred Hautz die gegenwärtige Situation.

Weiteren Handlungsbedarf sieht die Bezirksstelle Kufstein beim Erwerb von „leistbaren Wohnungseigentum“ im Bezirk. „Um insbesondere jungen Menschen den Traum vom Eigenheim zu ermöglichen, müssen die realitätsfernen Auflagen der FMA, wie der Eigenmittelanteil von 20 % bei Wohnkrediten gelockert werden“, fordert der Bezirksobmann. Eingebrachte Vorschläge wie die Abschaffung der Grunderwerbssteuer auf das erste Eigenheim und andere eigenmittelstärkende Bestrebungen, die Wohnungseigentum leistbar machen sollen, werden von der Bezirksstelle Kufstein darum begrüßt.

Arbeitskräftemangel

Der allgemeine Arbeitskräftemangel stellt die Betriebe im Bezirk vor nur schwer kalkulierbare Herausforderungen. Ohne gegenzusteuern, führt das auf lange Sicht unweigerlich zu Einschränkungen der Dienstleistungsqualität und wirkt sich auch auf die Wertschöpfungskette im Bezirk aus. „Aufgrund unseres stark wachsenden Wirtschaftsstandortes braucht es dringend Maßnahmen, um den Zuzug in den Bezirk für potenziell interessierte Fachkräfte attraktiv zu gestalten. In Kooperation zwischen den Gemeinden sollen darum leistbare Wohnangebote für die von der Wirtschaft dringend benötigten Mitarbeiter:innen entstehen“, fordert Hautz.

„Um dem Arbeits- und Fachkräftemangel im Bezirk zu begegnen, benötigt es nicht nur eine Aufstockung des Saisonkontingents, sondern auch eine Erweiterung auf die Branchen Gewerbe und Handel“, argumentiert der Bezirksobmann weiter. Zusätzlich brauche es auch eine Aktivierung aller verfügbaren Zielgruppen. Durch den Ausbau der Kinderbetreuung im Bezirk will die WK-Kufstein in Zusammenarbeit mit den Gemeinden, insbesondere junge Mütter dabei unterstützen, ihre Erwerbstätigkeit fortzusetzen. Einen Beitrag dazu will die Bezirksstelle Kufstein in Form eines stärkenfördernden, außerschulischen Bildungs- und Betreuungsangebots für alle Kinder und Jugendliche der Region zwischen 6 und 16 Jahren leisten. Unter Mitwirkung der Institutionen, Unternehmer:innen, Handwerksbetriebe, Künstler:innen und Schulen in der Region Kufstein und deren Umgebung soll ein ganzjähriges, regionales Bildungsangebot, additiv zum regulären Schulunterricht ausgearbeitet werden. Als Ziel des potenzialorientierten Programms will die WK-Kufstein kritisches, fachübergreifendes und demokratisches Denken sowie selbstverantwortliches und selbstbestimmtes Handeln der Heranwachsenden im Bezirk fördern.

Orientieren soll sich das Angebot am LEADER-Projekt „KIK – Schule des Lebens“, das bereits während der Sommerferien 2022 stattfand. Getragen wird das Projekt von der „Innovationsplattform Kufstein“, an der die WK beteiligt ist und momentan die Obmannschaft innehat. Für die Kinder und Jugendlichen wurden dabei unter anderem Workshops aus den Bereichen Kunst, Handwerk, Design und Sport angeboten, welche das Entdecken und Fördern von Talenten in den Vordergrund stellten. Aufgrund der großen Beliebtheit des Weiterentwicklungsangebots werden die Ferien-Workshops nun zum ganzjährigen Angebot erweitert. Fähigkeiten wie kritisches Denken, Kreativität, emotionale Intelligenz, Entscheidungsfähigkeit, Gruppenverhalten, geistige Flexibilität und Verhandlungsgeschick sollen so trainiert und ein Fokus auf interdisziplinäre und projektbasierte Formen des Lernens gelegt werden“, erklärt Manfred Hautz. Dieses zusätzliche Bildungsangebot wird sich langfristig vorteilhaft auf die wirtschaftliche Resilienz der Region Kufstein auswirken und zur nachhaltigen Sicherung des Fachkräftenachwuchs aus der eigenen Bevölkerung beitragen. „Wir arbeiten im Bezirk Kufstein gemeinsam mit den Schulen seit Jahren gegen die sinkenden Lehrlingszahlen – und das mit Erfolg“, bedankt sich Bezirksobmann Hautz bei alle engagierten Schulleiter:innen und Lehrkräfte im Bezirk.

Mit 4 % mehr Lehrlingen im ersten Lehrjahr und einer steigenden Zahl an Lehrbetrieben befindet sich die duale Ausbildung im Bezirk auf einem stabilen Niveau. „Mit fleißiger Arbeit und durchdachten Strategien können wir das Ruder bei den Arbeitskräften herumreißen“, ist Bezirksobmann Hautz überzeugt, „mit unseren Berufsorientierungsmaßnahmen haben wir es geschafft, die Vorteile der Lehre der Gesellschaft wieder ins Bewusstsein zu rufen. Ich denke noch nie war der Spruch ‚Handwerkskunst hat Gold im Mund‘ so zutreffend wie gerade jetzt“.

Innovations.Raum.Kufstein

Ein weiteres Projekt der Bezirksstelle Kufstein im anlaufenden Jahr beschäftigt sich mit der Eröffnung eines Coworking-Space im Einkaufzentrum KISS in der Bezirkshauptstadt. „Die Finanzierung und der Raum sind bereits fixiert. Die Verträge werden aktuell ausgearbeitet“, beschreibt Bezirksobmann Hautz den Fortschritt des Projekts, das in Zusammenarbeit mit der Innovationsplattform Kufstein abgewickelt wird. Für die Betreiberstruktur des neu entstehenden „Innovationsraums“ werden die beteiligten Akteur:innen eine Genossenschaft gründen, an der auch die WK-Kufstein teilnehmen wird. Für die Inneneinrichtung des Raums kann auf eine LEADER-Förderung zurückgegriffen werden. Das Angebot des Coworking-Space richtet sich vor allem an Personen, die im Homeoffice arbeiten, zu Hause aber nicht den Platz dafür finden. Auch Gründer:innen, Jungunternehmer:innen und Urlaubende auf „Workation“ sollen so bei Bedarf unkompliziert auf Büroräumlichkeiten zurückgreifen können.

Der entstehende Coworking-Space ist als Anlaufstelle für Jungunternehmer:innen und ihre Themen konzipiert. Mit dem neuen Angebot will die WK-Kufstein den Unternehmer:innen im Bezirk auch die Vernetzung untereinander erleichtern und hofft, mit dem Coworking-Space zusätzliche Gründungen anzuregen. Dabei sollen auch die bestehenden Unternehmen, Partner:innen aus der Wirtschaft sowie gemeinnützige Institutionen eingebunden werden. Zusätzlich wird der Coworking-Space zukünftig auch mit Veranstaltungen bespielt werden.

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Pressegespräch anlässlich des Neujahrsempfang Kufstein 2023
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Kontakt

Wachter Peter
Tiroler Wirtschaftskammer
Bezirksstellenleiter Kufstein
MMag. Peter Wachter
T 05 90 90 5-3316
E peter.wachter@wktirol.at